Ein Anruf bei...:Dirk Gerlach, Münzdetektiv

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Dirk Gerlach ist Sprecher der Bundesbank-Hauptverwaltung in Hannover. Wenn er nicht über verlorenes Kleingeld sprechen muss, referiert er an Universitäten über die große Geldpolitik, die Finanzkrise und das Bankensystem. (Foto: oh)

Ein Aushang der Bundesbank-Filiale in Magdeburg hat es zur Berühmtheit gebracht: Die Bank suchte nach dem rechtmäßigen Eigentümer eines verloren gegangenen Geldbetrags. Dabei ging es um eine Zwei-Cent-Münze.

Interview von Moritz Geier

Ein Aushang der Bundesbank-Filiale in Magdeburg hat es zur Berühmtheit gebracht: Die Bank suchte nach dem rechtmäßigen Eigentümer eines verloren gegangenen Geldbetrags. Dabei ging es um eine Zwei-Cent-Münze. Ein paar Fragen an Dirk Gerlach, einen Sprecher der Deutschen Bundesbank.

SZ: Herr Gerlach, haben Sie den Schussel denn nun endlich gefunden?

Dirk Gerlach: Nein, angesichts der - wie soll ich sagen - für die eigene Vermögensbildung vielleicht nicht entscheidenden Größenordnung des Betrages haben sich etwaige Verlierer nicht gemeldet. Wir haben auch nicht wirklich damit gerechnet. Es hätte höchstens sein können, dass sich ein paar Scherzkekse aufgrund der Berichterstattung den Spaß erlauben und versuchen, das zu reklamieren. Aber wahrscheinlich war ihnen wohl der Aufwand zu hoch.

Ihnen nicht?

Wir halten uns da nur an interne Dienstbestimmungen, die besagen: Fundsache ist Fundsache. Wo soll man auch die Grenze setzen? Im reichen München würde man wahrscheinlich erst bei wertvolleren Verlusten nach dem Besitzer suchen als im ärmeren Magdeburg.

Aber mal ehrlich: Wer bemerkt denn überhaupt, dass er zwei Cent verloren hat? Kann man die nicht einfach ...

... in die eigene Tasche stecken? Das geht nicht. Dafür haben wir eben einen Routineprozess, letztendlich ist das sogar weniger Aufwand. Der Aushang bleibt sechs Wochen hängen, damit der Verlierer es bemerken kann. Man steht dann vielleicht als Depp da, weil das hochnotpeinlich klingt, aber für uns ist es so leichter - und es ist korrekt, nicht wahr?

Das auf jeden Fall.

Angenommen, in der Filiale war ein kleines Kind mit seinen Eltern, das den Glückscent von der Oma verloren hat, und dann fängt einer an rumzukreischen - das muss auch nicht sein. Dann lieber abgeben, Aushang raus, fertig.

Ein Fall für die gute alte deutsche Gründlichkeit also?

Ich glaube, Notenbanken weltweit verfahren so. In den sozialen Medien gab es natürlich viele, die sich lustig gemacht haben. Manche haben den großen Wirbel gemacht, mein Gott, ihr gebt Millionen aus, um zwei Cent zu finden, solche Sachen. Aber einige haben sich auch über diejenigen mokiert, die sich mokiert haben.

Was passiert denn nun mit den zwei Cent?

Die zählen jetzt zu den Einkünften der Bundesbank und werden, wenn im laufenden Jahr ein Gewinn übrig bleibt, dem deutschen Finanzministerium zugutekommen.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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