"Egon":Schnee, Glätte, Sturm

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In mehreren europäischen Städten kommt es zu wetterbedingtem Chaos: Der Schneesturm "Egon" führt zu Unfällen, Schäden und Verspätungen. In Frankreich waren zeitweise mehr als 330000 Haushalte ohne Strom.

Sturmtief Egon hat mit Starkwind und massiven Niederschlägen Teile Europas ins Wetterchaos gestürzt. Es kam zu Ausfällen im Flug- und Bahnverkehr, auf glatten Straßen häuften sich die Unfälle. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Freitag vor noch mehr Regen, Schneeregen oder Schnee sowie Glätte und Sturm. Behörden in mehreren deutschen Bundesländern warnten vor dem Betreten von Wäldern. Bäume könnten umstürzen, es bestehe Lebensgefahr.

Schneeverwehungen, rutschige Straßen, querstehende Lastwagen und umgestürzte Bäume sorgten am Morgen unter anderem in Hessen und Niedersachsen für zahlreiche Störungen und Unfälle. Aber auch Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und weitere Länder waren betroffen.

Am Frankfurter Flughafen mussten nach Angaben des Betreibers Fraport bis zum Mittag knapp 130 Flugbewegungen gestrichen werden, die meisten davon wegen der Auswirkungen des Wetters. Das entspricht etwa jeder zehnten für Freitag geplanten Flugbewegung. Auch am Flughafen Hahn kam es zu Verspätungen. In Leipzig/Halle und Dresden wurden einzelne Flüge gestrichen. Am Morgen hatte die Deutsche Bahn die Fahrtgeschwindigkeit aller ICE gedrosselt, um Kollisionen und Unfälle etwa mit umgestürzten Bäumen zu vermeiden. Das hatte im gesamten Fernverkehr zu Verspätungen geführt.

Bei Unfällen blieb es in Deutschland oft bei Blechschäden, es gab aber auch schwerere Unglücke. Bei einem laut Polizei durch Glatteis mit verursachten Unfall auf der Autobahn 1 bei Flensburg in Schleswig-Holstein starb ein 44-jähriger Autofahrer. Bei Weinheim in Rheinland-Pfalz musste die Feuerwehr in der Nacht verhindern, dass ein vom Sturm umgewehter Lkw von einer Talbrücke der Autobahn 63 stürzte. Sie sicherte ihn mit Seilen. In Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen blockierten querstehende Lastwagen stundenlang Autobahnen.

Aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz meldeten die Einsatzkräfte Sturmschäden durch umgestürzte Bäume, Dachziegel oder herumwirbelnde Bauzäune. Vielerorts waren die Winterdienste im Dauereinsatz, in Niedersachsen fiel in mehreren Landkreisen flächendeckend die Schule aus.

In Frankreich waren zeitweise mehr als 330 000 Haushalte ohne Strom. Auch hier fegte der Sturm mit Geschwindigkeiten von teilweise mehr als 140 Stundenkilometern über das Land. In der südfranzösischen Gemeinde Saint-Jeannet nahe Nizza wurde eine 43-Jährige vor den Augen ihrer Kinder von einer entwurzelten Zypresse erschlagen, als sie die Kinder zur Schule bringen wollte. In Nordfrankreich mussten 180 Passagiere eines Thalys-Schnellzugs auf dem Weg von Brüssel nach Paris die Nacht im Zug verbringen. Grund waren gleich zwei Oberleitungsschäden. Auch zwei Eurostar-Schnellzüge zwischen London und Paris wurden gestrichen.

Für fast die gesamte Ostküste Englands galt Sturmflutwarnung. In mehreren Orten wurden die Bewohner aufgefordert, sich in Notunterkünfte zu begeben. Auch in Belgien waren mehrere tausend Haushalte bis zum Vormittag ohne Strom geblieben. Um die Hauptstadt Brüssel sorgten mehrere Unfälle wegen des Schnees für lange Staus. In Amsterdam und der Umgebung setzten die Behörden Pumpen ein, um die Wasserpegel möglichst niedrig zu halten.

© SZ vom 14.01.2017 / dpa, AFP, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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