Dreifachmord von Gifhorn:Geständnis des Nachbarn

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Krieg in der Laubenkolonie: Nach dem Mord an einem Ehepaar und dessen Sohn in einer Kleingartenanlage in Gifhorn gesteht der Tatverdächtige.

Christiane Langrock-Kögel, Hamburg

Weit ist er nicht gekommen, der tatverdächtige Nachbar des im niedersächsischen Gifhorn ermordeten Ehepaares und deren Sohnes: Mit Hubschraubern und Suchhunden hatte die Polizei nach Wilfried R., 65, gefahndet und ihn am Mittwochabend festgenommen. R. war kurz nach Entdeckung der drei Leichen durch einen Kleingärtner am Dienstagnachmittag zu Fuß geflüchtet. Der Verdächtige war Lauben-Nachbar des erschlagenen Ehepaares.

Mutmaßlicher Täter: Wilfried R. (Foto: Foto: AP)

Die Obduktion des 64-jährigen Hans K., seiner 59 Jahre alten Frau Gisela und ihres Sohnes Martin, 33, ergab, dass der Täter mit einem stumpfen Werkzeug massive Gewalt auf die Köpfe seiner Opfer ausgeübt haben muss. Am Mittwoch hatte die Kriminalpolizei außer dem Namen von Wilfried R. auch ein Foto veröffentlicht, das einen braungebrannten Mann mit eisblauen Augen und kurzgeschorenen weißen Haaren zeigt. Er wird als kräftig beschrieben, als zuvorkommend und freundlich - aber auch als reizbar.

Gegen Wilfried R. wurde Haftbefehl wegen dreifachen Totschlags erlassen, teilte die Staatsanwaltschaft Hildesheim mit. Die Polizei hatte ihn in der Nähe eines Bauernhofes gefasst. Der Rentner hatte sich unter Strohballen und einer Plane versteckt und war vom Sohn des Landwirts entdeckt worden. Zunächst gab er an, mit der Tat nichts zu tun zu haben. Er habe sich das Leben nehmen wollen und dazu Alkohol und Tabletten genommen. Später legte er ein Geständnis ab.

Der jahrelang schwelende Streit zwischen dem mutmaßlichen Täter und der getöteten Familie veranlasste die Gifhorner Kriminalpolizei schnell, ihre Ermittlungen auf Wilfried R. zu konzentrieren. "Wir sind auf zahlreiche Auseinandersetzungen zwischen den beiden Familien in der Vergangenheit gestoßen", sagte Kripo-Chef Jürgen Schmidt. Es ging dabei um Brandstiftung, zerstochene Autoreifen, Beleidigungen und Angriffe, aber auch um Banalitäten wie vom Wind verwehte Rasensaat.

Mehrmals ermittelte die Polizei wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung sowohl gegen R. wie auch gegen seinen Kontrahenten. Die Verfahren wurden meist mangels Beweisen eingestellt, sagte der Hildesheimer Oberstaatsanwalt Bernd Seemann. Gestorben sind die drei Menschen wohl Montagabend. Familie K. war gegen 19.30 Uhr zuletzt lebend gesehen worden. Etwa eine halbe Stunde später hatte ein in der Nähe der Gärten wohnender Mann Schlaggeräusche und Hilferufe gehört. Doch weder er noch eine weitere Zeugin alarmierten die Polizei. Das ermordete Ehepaar hat noch zwei weitere Söhne.

© SZ vom 26.09.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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