Drei Wochen nach "Katrina":Tausende auf der Flucht vor Hurrikan "Rita"

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Der Wirbelsturm soll mit 210 Stundenkilometern, schwerem Regen und meterhohen Flutwellen über die Küste hinwegdonnern. Doch noch ist unklar, wo genau "Rita" auf das Festland trifft: In Texas wird zwangsevakuiert. Doch auch New Orleans ist erneut bedroht.

In diesem Fall müsste "Rita" einen Bogen Richtung Norden machen. Die Behörden im Katastrophengebiet von New Orleans bereiten sich bereits darauf vor.

Auf Kuba traf "Rita" mit meterhohen Flutwellen - wie hier in Havanna - auf. (Foto: Foto: Reuters)

Nach den Worten des Chefs des Ingenieurkorps der US-Armee, General Carl Strock, würden die gerade geflickten Staudämme einen zweiten Hurrikan nicht vertragen. US-Präsident George W. Bush kündigte bei seinem fünften Besuch in der Katastrophenregion an, die Soldaten aus New Orleans vorsorglich vor dem Hurrikan in Sicherheit zu bringen. Sie sollen später wieder in die Stadt zurückkehren.

Nagin befürchtet neue Evakuierung

Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, bat um 200 Busse, um Menschen aus der Stadt bringen zu können. Angesichts des herannahenden Wirbelsturms hat Nagin seine Pläne auf Eis gelegt, in den nächsten Tagen bis zu ein Drittel der 500 000 Einwohner wieder nach New Orleans zurückkehren zu lassen. Danach hätten ab Montag zunächst rund 180.000 Menschen in diejenigen Viertel von New Orleans zurückkehren sollen, in denen die Strom- und Wasserversorgung wiederhergestellt ist.

Am Dienstag sagte Nagin jedoch, möglicherweise müssten die bereits Heimgekehrten erneut fliehen; bis zu 30.000 Menschen könnten betroffen sein. Zahlreiche Menschen hätten sich bereits in das Convention Center in New Orleans geflüchtet, sagte Bürgermeister Nagin. Sollte der Sturm zu einer echten Bedrohung werden, werde am Mittwoch die Zwangsevakuierung beginnen.

Notstand ausgerufen

Die Gouverneurin von Louisiana, Kathleen Blanco, verhängte den Notstand über den südwestlichen Teil des US-Bundesstaates und rief die Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen. Die Behörden versuchten, für den Bedarfsfall weitere Notunterkünfte bereit zu stellen, sagte ein Vertreter des örtlichen Heimatschutzministeriums.

Die Zahl der Todesopfer durch "Katrina" lag am Dienstag bei 973. Es wurde erwartet, dass sie bis Mittwoch 1000 übersteigt.

In Texas rief Gouverneur Rick Perry am Dienstagabend (Ortszeit) den Notstand aus. Die Küstenstadt Galveston soll zum ersten Mal in ihrer Geschichte zwangsevakuiiert werden. Nach einer Computerstudie der Meteorologen kann Galveston direkt getroffen werden. Die Stadt hat bereits eine traurige Hurrikan-Geschichte: Am 8. September 1900 riss ein Sturm dort bis zu 8000 Menschen in den Tod.

"Panikknopf"

Noch vor der für Mittwoch angekündigten Zwangsevakuierung hatten bereits Tausende die Stadt freiwillig verlassen. Ladenbesitzer in der bedrohten Küstenregion berichteten von Hamsterkäufen, als ob bei den Menschen ein "Panikknopf" gedrückt worden sei.

Nach anderen Berechnungen könnte "Rita" auch die südlich von Galveston gelegene Matagorda-Bucht treffen. Als Folge müsste dann die Millionenstadt Houston mit schweren Regenfällen und heftigen Stürmen rechnen.

Mehr als 7000 Menschen, die in Notunterkünften in Texas Zuflucht gefunden hatten, sollten zudem wegen des herannahenden Sturms nach Arkansas und Tennessee umgesiedelt werden. Im Großraum Houston haben nach Hurrikan "Katrina" rund 120 000 Menschen aus New Orleans Zuflucht gefunden.

Aktivste Hurrikan-Saison seit 150 Jahren

"Rita" hatte sich am Dienstag in den warmen Küstengewässern vor Florida innerhalb von Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Stärke 2 formiert. Auf den Florida Keys peitschten hohe Wellen an Land, und die einzige Landverbindung, der Küstenhighway, wurde an manchen Stellen überflutet. Mehr als 100 000 Menschen waren aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen.

"Rita" ist der sechste Hurrikan in 13 Monaten, der Florida getroffen hat. Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami rechnet damit, dass der Wirbelsturm noch am Mittwoch die Stärke 4 erreicht. Die selbe Stärke hatte Hurrikan "Katrina", der vor mehr als drei Wochen verheerende Verwüstungen in den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama anrichtete.

Die diesjährige Hurrikan-Saison, die vom 1. Juni bis 30. November dauert, wird wohl eine der aktivsten der vergangenen 150 Jahre zu werden. "Rita" ist der 17. Tropensturm und neunte Hurrikan der Saison. Nach Angaben des Hurrikan-Zentrums werden im Durchschnitt zehn Tropenstürme pro Jahr registriert, aus denen sich sechs Hurrikans formieren. Mit 21 hat es die meisten Tropenstürme im Jahr 1933 gegeben. 1969 ging mit zwölf Hurrikans in die Rekordbücher ein.

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