Drei-Schluchten-Staudamm in China:Der Staudamm des Schweigens bricht

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Chinesische Experten haben vor einer ökologischen Katastrophe am gigantischen Drei-Schluchten-Staudamm gewarnt. Allmählich werden die Schäden sichtbar, die das weltgrößte Wasserkraftprojekt verursacht hat.

Umweltprobleme wie anhaltende Bodenerosion und Überflutung am Rand des chinesischen Drei-Schluchten-Staudamms könnten zu einer Katastrophe führen. "Es gibt viele neue und alte verborgene Umweltrisiken bezüglich des Drei-Schluchten-Staudamms", zitiert die Zeitung Rénmín Rìbao hohe Beamte der Kommunistischen Partei. "Wenn keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden, kann das Projekt in eine Katastrophe führen."

Am Drei-Schluchten-Staudamm naht eine Umweltkatastrophe. (Foto: Foto: Reuters)

Auf seiner Website zitiert die regierungstreue Zeitung aus einer Sitzung, auf der vor Erdrutschen an den Hügeln am Rande des Stausees sowie vor Problemen durch ungeplante Bebauung gewarnt wurde. Chinas Regierung habe ökologischen Belangen, die mit dem Staudamm verknüpft seien, die höchste Priorität gegeben, sagt Wang Xiaofeng, Direktor der mit dem Staudammprojekt beauftragten Regierungskommission, dem Zeitungsbericht zufolge.

Wang bekräftigte, dass die Umweltprobleme nicht mehr geleugnet werden könnten. "Wir können unsere Umwelt nicht für den vorübergehenden wirtschaftlichen Wohlstand opfern", wurde er zitiert.

Gefahren wie Lawinen, Bodenerosion, Wasserverschmutzung, Land- und Wassermangel und andere auf "unvernünftige Entwicklung" zurückzuführende ökologische Schäden hätten sich verstärkt, sagte Wang weiter. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao habe in diesem Jahr während eines Kabinettstreffens gesagt, die Lösung der durch den Staudamm ausgelösten Umweltprobleme habe für das Land Priorität.

Trinkwasserversorgung bedroht

Regierungsbeamte aus den Regionen rund um den Staudamm berichteten dem Bericht zufolge auf der Konferenz, die Wasserqualität der Nebenflüsse sei gesunken. Die durch die Ablagerungen verursachte Verschmutzung bedrohe in einem Landkreis die Trinkwasserversorgung von 50.000 Einwohnern und verstärke in vielen örtlichen Flüssen den Algenbefall.

Wo die Befürworter des Drei-Schluchten-Staudamms eine Verbesserung der Stromversorgung und der Hochwasserkontrolle sehen, warnen Kritiker seit langem vor Umweltschäden und einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Anwohner. Zudem argumentieren die Gegner, das gigantische Wasserkraft-Projekt könnte zum Aussterben des seltenen Jangtse-Flussdelfins führen.

Der Staudamm, der seit 2005 teilweise und ab 2009 vollständig betrieben wird, ist das weltgrößte Wasserkraftwerk und Aushängeschild der chinesischen Regierung. 1,4 Millionen Menschen wurden für das 23,6 Milliarden Dollar (16,7 Milliarden Euro) teure Großprojekt zwangsweise umgesiedelt.

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