Drama im Helios-Cockpit:Steward wollte angeblich Maschine notlanden

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Drei Tage nach dem Flugzeugabsturz bei Athen gibt es neue Erkenntnisse über das Geschehen im Cockpit der Unglücksmaschine. Demnach könnte ein Steward mit Pilotenlizenz versucht haben, die Maschine notzulanden.

Der Steward habe keine Beschäftigung als Pilot gefunden und sei deshalb vorerst beim Kabinenpersonal eingesetzt worden. In der Unglücksmaschine sei auch seine Verlobte als Stewardess eingesetzt gewesen.

Eine Frau trägt einen Blumenstrauß zur verunglückten Helios-Maschine in Grammatikó. (Foto: Foto: Reuters)

Dies wäre eine Erklärung für die Beobachtungen der Piloten in zwei Kampfbombern der griechischen Luftwaffe, die aufgestiegen waren und das Geschehen im Cockpit des Geisterfliegers beobachten konnten.

Die Maschine der zyprischen Fluggesellschaft Helios Airways war am Sonntag führungslos am Himmel gekreist und abgestürzt, alle 121 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Ein Boeing-Experte sprach in Athen von einem der eigenartigsten Unfälle in der fast 90-jährigen Geschichte des US-Flugzeugbauers. Unerklärlich sei vor allem, warum die Piloten nicht rechtzeitig Sauerstoffmasken aufsetzen konnten und warum der deutsche Pilot nicht im Cockpit war.

"Zwei Gestalten"

Die Kampfbomberpiloten, die nach Abbruch des Funkkontakts aufgestiegen und nahe an die Unglücksmaschine herangeflogen waren, gaben, sie hätten im Cockpit zwei "Gestalten", gesehen.

Unterdessen durchsuchte die zyprische Polizei erneut die Helios- Büros. Wie das zyprische Fernsehen berichtete, waren bei der Razzia auch Luftfahrt-Sachverständige anwesend. Bei der zweiten Durchsuchung innerhalb von 48 Stunden sollten Unterlagen gesichert werden, die Aufschluss über die Wartung der Helios-Flugzeuge geben.

"Sollten Beweise gefunden werden, dass die Maschinen der Helios nicht richtig gewartet werden, werden wir die Fluggesellschaft zwingen, am Boden zu bleiben", sagte der zyprische Innenminister, Andreas Christou.

Pilot noch nicht geborgen

92 der 121 Opfer waren am Mittwoch noch nicht identifiziert. Drei Opfer - darunter der 58-jährige deutsche Pilot - konnten zunächst nicht geborgen werden. An Bord waren meist Griechen und griechische Zyprer.

Die Kampfbomber-Piloten hatten von zwei "Gestalten" im Cockpit gesprochen. Diese hätten versucht, die Kontrolle über die Maschine zu gewinnen. Der Helios-Pilot sei nicht im Cockpit gewesen, sein Co-Pilot war bereits ohnmächtig.

Die "Gestalten" könnten der Steward und seine Verlobte, eine Stewardess, gewesen sein. Der Steward habe vermutlich rechtzeitig eine Sauerstoffflasche finden und auch seiner Verlobten in der Notlage helfen können.

Keine Kreise mehr

Die Maschine habe 23 Minuten vor ihrem Absturz keine Kreise mehr gedreht, beobachteten die Luftwaffenpiloten. Offensichtlich habe jemand den Autopiloten ausgestellt und versucht, den Flughafen Athen zu erreichen um notzulanden.

Die Piloten hätten gesehen, dass die Maschine zunächst von 10.000 auf 3000 Meter und anschließend auf etwa 800 Meter über dem Meer bei Athen sank. Danach flog sie Richtung Festland und Flughafen. Dabei nahm das Flugzeug wieder an Höhe zu, als ob der Mann im Cockpit bemerkt hätte, dass er zu tief fliegt. Unmittelbar danach ging vermutlich der Treibstoff aus und das Flugzeug zerschellte auf einem Hügel nahe dem Dorf Grammatikó.

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