Deutschlands Kinderlosigkeit:Trauriger Rekord

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Deutschland gehen die Kinder aus: In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele kinderlose Menschen wie bei uns.

"Jede dritte Frau in der Bundesrepublik bleibt kinderlos, bei Akademikerinnen sind es sogar 40 Prozent", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie, Herwig Birg, am Mittwoch in Bielefeld. In Frankreich liege der Anteil im Vergleich bei rund 15 Prozent, in den USA bei 15 bis 20 Prozent.

Bild der Zukunft? Ein leerer Spielplatz (Foto: Foto: dpa)

"Die Gesellschaft polarisiert sich immer mehr", sagte Birg. "Die Paare, die sich für Nachwuchs entscheiden, bekommen meistens zwei Kinder." Bis 2050 werde sich das Geburtendefizit mindestens verachtfachen. Dabei seien der Zuzug von Ausländern sowie deren Geburtenüberschüsse bereits eingerechnet. In dieser Woche trifft sich die Deutsche Gesellschaft für Demographie zur Jahrestagung an der Universität Bielefeld.

"Wir stehen erst am Anfang des lawinenartig anschwellenden Problems", sagte Birg. Im statistischen Schnitt bekomme eine Frau in Deutschland heute 1,4 Kinder. "Wir hatten in den vergangenen zehn Jahren viele Kinder durch die Elterngeneration des Babybooms der Nachkriegszeit. Diese Menschen gehen nun auf die 50 zu."

Die Zahl der als Eltern und Arbeitnehmer wichtigen 20- bis 40- Jährigen sinke durch den "Pillen-Knick" nach 1970 allein im laufenden Jahrzehnt um mehr als vier Millionen. "Nicht geborene Kinder können eben keinen Nachwuchs zeugen." Zugleich wüchsen die Belastungen durch die stark wachsende Zahl der älteren Menschen.

Neben Anpassungen bei den Renten- und Pflegekassen sowie besseren Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter sei auch ein Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung dringend nötig: "Es ist heutzutage nicht mehr normal, Kinder zu haben", sagte Birg. Bis das Geburtendefizit ausgeglichen werden könne, dauere es mindestens bis zum Jahr 2060. "Für eine Demokratie ist das ein unglaublich langer Zeitraum mit einem Dutzend Bundestagswahlen", sagte Birg.

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