Deutschland:Aufrüsten gegen die große Grippe

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Angesichts der Gefahr einer weltweiten Grippe-Epidemie mit möglicherweise mehreren Millionen Toten haben Experten jetzt einen Notfallplan vorgelegt.

Der von Bund und Ländern erarbeitete Influenzapandemie-Plan enthält notwendige Schutzmaßnahmen sowie Regelungen über Impfungen und die fachlichen Zuständigkeiten im Ernstfall, wie das federführende Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstag in Berlin mitteilte. Deutschland folgt damit einer entsprechenden Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Experten warnen schon seit längerem vor allem wegen der Ausbreitung der Vogelgrippe in Asien vor einer globalen Grippe-Epidemie mit Millionen Toten.

"Niemand kann vorhersagen, wann eine Pandemie auftreten wird, aber das Bedrohungspotenzial ist vorhanden und verdeutlicht die Notwendigkeit von vorbereitenden Maßnahmen", betonte RKI-Präsident Reinhard Kurth.

Besonders vordringlich ist nach Einschätzung von Bund und Ländern die frühzeitige Verfügbarkeit eines Impfstoffs im Falle einer Pandemie. Geklärt werden müsse allerdings noch, wer dafür die Kosten übernimmt.

Zudem müssten ausreichende Mengen an antiviralen Arzneimitteln zur Behandlung von Grippekranken bereit stehen. Die Behandlung etwa von medizinischem Personal und Beschäftigten im Bereich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung soll dabei Priorität haben.

Weiterhin soll jedes Bundesland und jeder Stadt- oder Landkreis den Experten zufolge einen örtlichen Pandemieplan entwerfen und die bereits existierenden Katastrophenpläne überprüfen.

Bei der Notfallplanung müssen auch die Krankenhäuser berücksichtigt werden, damit rasch Betten für Influenzakranke verfügbar sind. Zu einem späteren Zeitpunkt will das RKI noch einen Aktionsplan veröffentlichen, der die einzelnen Maßnahmen je nach Phasen der Pandemie detailliert zusammenfasst.

Drei schwere Pandemien

Im Gegensatz zu den Erregern der jährlichen "gewöhnlichen" Grippewelle wird eine Pandemie durch ein Virus ausgelöst, das entweder völlig neu ist oder zuvor jahrzehntelang nicht mehr unter Menschen zirkulierte. Der neue Erreger trifft deshalb auf ein völlig unvorbereitetes Immunsystem.

Nach Einschätzung von Experten könnte das in Asien grassierende Vogelgrippe-Virus H5N1 Auslöser für eine weltweite Grippe-Epidemie werden. In Thailand und Vietnam starben im vergangenen Jahr mehr als 30 Menschen an den Folgen der Virusinfektion.

Auch aus Japan wurde im Dezember erstmals ein Erkrankungsfall gemeldet. Bisher wurde der Erreger durch infiziertes Geflügel übertragen. Durch Mutationen könnte das Vogelgrippe-Virus aber die Fähigkeit erlangen, auch von Mensch zu Mensch übertragen zu werden.

Im vergangenen Jahrhundert gab es drei folgenschwere Pandemien mit teilweise mehreren Millionen Toten. Die vorerst letzte Pandemie forderte 1968 rund eine Million Tote.

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