Deutschen Meisterschaft im Hirschrufen:Tasso röhrt am besten

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Den Brunftschrei der Hirsche zu imitieren, ist für Jäger ein Muss. Bei den Deutschen Meisterschaft im Hirschrufen haben sie nun den besten Imitator ermittelt.

Hans-Jörg Heims

Bei der Deutschen Meisterschaft im Hirschrufen denkt man vielleicht vorschnell an Klamauk. Doch handelt es sich dabei um eine ernste Angelegenheit, wie der Laie bald lernt.

Tasso Wolzenburg ist der beste Hirschrufer. (Foto: Foto: ddp)

Wenn sich im Herbst die liebestollen Hirsche im Wald tummeln, versuchen die Jäger sie aus der Deckung zu locken, um zu beurteilen, ob das Tier geschossen werden kann.

Um den Brunftschrei zu imitieren, nutzen die Jäger Ochsenhörner, Schneckengehäuse, Faulhaber oder Glaszylinder. Auch mit einem Bierglas soll sich ein röhrender Hirsch nachahmen lassen.

Die Mehrzahl der Zuschauer in der Dortmunder Messehalle ist vom Fach: Jäger, Förster und Waldarbeiter, zumeist Männer jenseits der Fünfzig. Die vorherrschende Modefarbe ist Lodengrün. Um den Titel röhren neun Männer, die zwischen Tannenbäumen auf Baumstämmen sitzen. Sie sollen die besten von bundesweit etwa 150 Hirschrufern sein.

Drei Rufarten müssen die Meisterschaftsanwärter der hinter einem Holzverschlag sitzenden Jury darbieten. Zunächst gilt es einen suchenden Hirsch zu imitieren. Dann ahmen die Männer zwei gleich starke Hirsche vor dem Kampf nach.

Die Schlussaufgabe besteht darin, den Schrei eines triumphierenden Tieres nach dem Kampf zu intonieren. Mancher Ton liegt so daneben, dass Hirsche in freier Natur wohl eher die Flucht ergreifen würden als sich aus der Deckung zu wagen.

Das Publikum quittiert diese Leistungen mit hämischen Bemerkungen. "Der ist genauso schwach wie er aussieht", sagt ein weißhaariger Mann über die missglückte Vorstellung eines Kandidaten. Als einer der Wettkämpfer dumpf und laut in sein Horn bläst, wird das mit dem spöttischen Zwischenruf "Da kommt ein Dampfer" kommentiert.

Bereits nach einer halben Stunde steht der Sieger fest. Tasso Wolzenburg aus dem nordrhein-westfälischen Dorf Hilchenbach verteidigt seinen Titel erfolgreich. Platzhirsch Wolzenburg ist erleichtert, es wieder geschafft zu haben.

Trainiert hat der 40-Jährige nicht nur im Wald, sondern in den vergangenen Wochen vor allem vor dem Fernseher. Wenn die Kinder im Bett lagen, habe er sich einen einstündigen Videofilm mit röhrenden Hirschen angeschaut, erzählt Wolzenburg, der beim Staatlichen Forstamt arbeitet.

Er räumt ein, dass seine Frau diese Art der Abendunterhaltung gar nicht lustig fand. Das Fernsehprogramm im Haus Wolzenburg wird zunächst so eintönig bleiben: Der Meisterröhrer aus dem Sauerland bereitet sich nun auf die Europameisterschaften in Salzburg vor. Dort strebt er einen Platz unter den ersten Fünf an.

© SZ vom 6.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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