Der Sportpessimist:"Vor dem Golfen das Herz untersuchen lassen!"

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Der Münchner Sportmediziner Karlheinz Zeilberger hat im Prinzip nichts gegen Sport. Ihm fällt bloß keine unbedenkliche Sportart ein.

Monika Goetsch

SZ: Was ist riskant daran, wenn man mal schwimmen geht?

Ein Profi-Golspieler beim Schinden seines Körpers (Foto: Foto: Reuters)

Zeilberger: Wer eine unerkannte Herzschädigung hat, kann vom kalten Wasser Herzrhythmusstörungen bekommen.

SZ: Und wer gesund ist...

Zeilberger: ...sollte bei fehlerhafter Technik auf keinen Fall Brustschwimmen. Das schadet der Halswirbelsäule. Außerdem gibt es Haut- und Augenreizungen durch gechlortes Wasser. Und die Gefahr von Fuß- und Scheidenpilz.

SZ: Wie steht es mit Fahrradfahren?

Zeilberger: Eigentlich prima, weil es die Gelenke entlastet. Aber Brust- und Beinmuskulatur verkürzen sich dabei. Dehnungsübungen sind unverzichtbar.

SZ: Also besser Yoga?

Zeilberger: Schon eher. Wenn es schmerzt bei den Vor- und Rückbeugen, kann man ja aufhören. Allerdings wird heute oft "Poweryoga" angeboten. Hohe Dynamik, viele Schüler, keine individuelle Betreuung. Da leidet bei vorbelasteten Menschen ganz schön der Rücken.

SZ: Na gut, dann eben Golfen.

Zeilberger: Glauben Sie es oder nicht: Beim Golfen kommt man tatsächlich ins Schwitzen. Also vor allem bei Übergewicht und Bewegungsmangel: Vor dem Golfen das Herz untersuchen lassen!

SZ: Inlineskaten?

Zeilberger: Nicht zu empfehlen, wenn die Hüfte bereits Schwierigkeiten macht. Ansonsten gilt: Inlineskaten tut gut. Aber: Ohne Helm kein Hirn!

SZ: Und was alle tun: Laufen?

Zeilberger: Ein schöner Sport. Leider kann man eine Menge falsch machen. Die Stöße schlagen auf die Gelenke. Bei Vorschädigungen oder falschen Schuhen leiden die Knie, die untere Wirbelsäule und die Sehnen. Wer Übergewicht hat oder einen extremen Knickfuß oder Probleme in der unteren Wirbelsäule, sollte das Laufen erst nach einer Untersuchung beginnen - oder gleich lassen.

SZ: Also stimmt es, was der Papst in jungen Jahren sagte: "Sport ist Folter!"

Zeilberger: Im Gegenteil. Ein individuelles Ausdauer- und Kräftigungstraining drei- bis viermal die Woche, je dreißig bis vierzig Minuten, mit einem wöchentlichen Verbrauch von mindestens 1500 Kilokalorien: Das wirkt Wunder. Vorausgesetzt, man hat seine Schwächen und Stärken checken lassen.

SZ: Uneingeschränkt können Sie keine Sportart empfehlen?

Zeilberger: Nein. Doch, vielleicht das Wandern. Jedenfalls für Herzgesunde.

SZ: Wunderbar!

Zeilberger: Allerdings...

SZ: Sagen Sie's ruhig.

Zeilberger: Allerdings nur mit dem richtigen Schuhwerk. Und Stöcke fürs Runtergehen. Sonst leiden die Knie.

© SZ vom 1.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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