Der Skiunfall von Dieter Althaus:Stunde der Wahrheit

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Sieben Tage wurde Dieter Althaus über den Unfall im Unklaren gelassen. Jetzt hat eine befreundete Psychologin dem thüringischen Ministerpräsidenten vom Tod Beata C.s berichtet.

Am Mittwoch hatte Katharina Althaus einen schweren Gang vor sich. Die Frau des thüringischen Ministerpräsidenten nahm an der Beerdigung von Beata C. teil, mit der ihr Mann auf der Skipiste zusammengeprallt war. Katharina Althaus umarmte den Witwer von Beata C. Dieser zeigte sich gerührt, sprach später in Interviews von einer "sehr mutigen Frau".

Dieter Althaus weiß vom Tod Beata C.s? Eine Kerze und ein Kreuz erinnern an den schweren Unfall auf der Skipiste. (Foto: Foto: AP)

Während Beata C. zu Grabe getragen wurde, lagt Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus in der österreichischen Klinik Schwarzach im Pongau - noch immer im Unklaren über den tragischen Ausgang des schweren Unfalls, abgeschirmt von der Öffentlichkeit.

Wenige Stunden nach der Beerdigung - noch am Mittwochabend - soll der CDU-Politiker vom Tod von Beata C. erfahren haben, berichtet die Bild. Althaus habe zunächst schockiert reagiert, schildert das Blatt.

Am Morgen danach kann er sich an nichts erinnern, heißt es in dem Bericht weiter. Die befreundete Psychologin, die im Skiurlaub mit dabei war und die Althaus seither betreut, musste ihm erneut von den Geschehnissen berichten.

Der Regierungssprecher von Thüringens Staatskanzlei, Fried Dahmen, bestätigte, dass Althaus inzwischen vom Tod der Frau wisse: "Er ist umfänglich über die Umstände des Skiunfalls informiert."

"Örtlich und zeitlich nicht voll orientiert"

Das Vergessen der schlimmen Geschehnisse passt zu Althaus' Gesundheitszustand: Der CDU-Politiker leidet an den Folgen des sogenannten Durchgangssyndroms. Laut Klinik ist nicht davon auszugehen, dass Althaus im derzeitigen Zustand die Tragweite des Unfalls in vollem Umfang abschätzen kann.

Wie lange dieser Zustand noch anhalten werde, könne niemand sagen, erklären die Ärzte. Dabei kommt es zu einem grundlegenden Wandel des Erlebens des Außenbezuges des Betroffenen. Im Vordergrund stehen Desorientiertheit, Verkennung der Umgebung sowie halluzinatorische Phänomene. Außenstehende erleben den Betroffenen als verändert, unruhig, häufig ängstlich, selten aggressiv.

Nach Angaben von Reinhard Lenzhofer, dem Direktor des Krankenhauses in Schwarzach, entwickelt sich Althaus' Gesundheitszustand sehr positiv: "Er kann kurz aufsitzen und selbstständig essen und trinken."

Doch geistig sei er nach wie vor noch nicht wieder hergestellt. Althaus sei demnach weiterhin "örtlich und zeitlich nicht voll orientiert".

Althaus in Thüringen angekommen

Unterdessen ist der 50-Jährige nach Jena verlegt worden. Ein Hubschrauber brachte den Politiker am Freitag von der Unfallklinik im österreichischen Schwarzach in das Uniklinikum Jena. Von der Verlegung versprechen sich die Ärzte eine Beschleunigung des Heilungsprozesses.

Sowohl Althaus wie auch Beata C. seien nüchtern gewesen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leoben, Walter Plöbst im Gespräch mit sueddeutsche.de. Dies habe eine Untersuchung der Blutproben durch Gerichtsmediziner der Universität Graz ergeben. Alkohol war nicht im Spiel.

In der Frage um die Schuld am Unfall warte man auf das Ergebnis eines Gutachtens. Die Erstellung könne allerdings rund vier Wochen in Anspruch nehmen.

Althaus' Anwalt Kreissl glaubt indes an eine rasche Entscheidung über ein mögliches Strafverfahren gegen den CDU-Politiker. Kreissl sagte der dpa: "Ich rechne damit, dass die Staatsanwaltschaft in etwa zwei Wochen über einen möglichen Strafprozess entscheidet." Daraus könnten sich Schadensersatzforderungen ergeben.

Schuldfrage für Witwer nicht von Bedeutung

Unterdessen erklärte Beata C.s Witwer im Gespräch mit Bunte, dass die Schuldfrage für ihn "letztendlich keine Rolle" spiele. "Es war ein Unfall. Meine Frau ist tot und sie wird auch nicht mehr lebendig", sagte der 47-Jährige. Aber natürlich wolle er genau wissen, wie seine Frau zu Tode kam.

Sein einjähriger Sohn Markus sei ein großer Trost nach dem Tod seiner Frau, sagte der Witwer. "Markus ist für mich jetzt die größte und wichtigste Stütze. Der Kleine ahnt noch nicht, dass der wichtigste Mensch in seinem Leben - seine Mutter - nicht mehr am Leben ist", sagte der Witwer.

Beata sei die Liebe seines Lebens gewesen. "Jeder liebte sie, jeder mochte sie und schloss sie sofort ins Herz." Ende Januar will der Verbindungsoffizier der Nato mit seinem Jüngsten zurück nach Amerika fliegen. Er hat noch drei Kinder aus einer früheren Beziehung.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/hai/cmat/jja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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