Nach einer friedlichen Demonstration gegen die geplante Verfassungsänderung in Venezuela sind Studenten von Heckenschützen beschossen worden. Mindestens acht Menschen wurden verletzt, wie die Zivilschutzbehörde mitteilte.
An der Demonstration gegen die Regierung von Präsident Hugo Chávez nahmen am Mittwoch in Caracas rund 50.000 Menschen teil. Die starke Polizeipräsenz verhinderte zunächst Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Chávez-Anhängern. Als Studenten auf das Gelände der Zentraluniversität zurückkehrten, wurden sie von bewaffneten Männern beschossen. Die Angreifer zündeten Berichten zufolge einen Bus an und setzten Tränengas ein. Unter den Studenten brach eine Panik aus.
Von den Verletzten wurde einer von einer Kugel getroffen. Der Dekan der medizinischen Fakultät, Rodolfo Tapa, sprach von zwei Demonstranten mit Schusswunden, weitere hätten andere Verletzungen davongetragen oder klagten über Atemnot.
Die Sicherheitskräfte griffen nicht ein, da ihnen die Verfassung einen Zutritt zur Universität untersagt. Schließlich griffen aufgebrachte Studenten das Gebäude an, in dem sich die Heckenschützen versteckt hielten.
Innenminister Pedro Carreño sprach von einem Versuch "zur Destabilisierung der Demokratie". Erst am vergangenen Donnerstag war eine Protestkundgebung von Tausenden Studenten von der Polizei gewaltsam aufgelöst worden. Zehn Menschen wurden dabei verletzt.
Für ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit hatte die Opposition militante Chávez-Unterstützer verantwortlich gemacht.
Die Demonstranten forderten eine Aussetzung des Verfassungsreferendums am 2. Dezember. Sie sehen in den geplanten Änderungen eine Einschränkung von Grundrechten und kritisieren die erweiterten Machtbefugnisse des Präsidenten. Die Venezolaner müssten vor dem Referendum besser informiert werden, meinten sie. Chavez will mit der neuen Verfassung seinen Kurs in Richtung eines "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" vorantreiben.