Debatte um Waffengesetze in den USA:"Ich glaube weiter an das Recht, eine Waffe zu tragen"

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Nationale Trauer und heftige Debatten: Der Amoklauf in Virginia löst erwartungsgemäß eine Kontroverse über die Waffengesetze in den USA aus. Doch diesmal kommt der Diskussion, die in der Vergangenheit meist fruchtlos geführt wurde, größere Bedeutung zu.

Gökalp Babayigit

Die USA befinden sich im Wahlkampf um den Einzug ins Weiße Haus - Äußerungen der Präsidentschaftskandidaten werden auf die Goldwaage gelegt und können die Wahl maßgeblich beeinflussen.

So hielten sich Spitzenpolitiker wie Barack Obama, Hillary Clinton oder Rudy Giuliani am Tag nach dem Amoklauf noch zurück mit politischen Forderungen nach härteren Waffengesetzen. Auf ihren Webseiten drückten die Kandidaten lediglich ihre Trauer aus, auf Kritik an den laschen Waffengesetzen verzichteten sie.

Wer die offizielle Webseite von Barack Obama ansteuert, bekommt eine vorgeschaltete, in schwarz gehaltene Seite mit einer Botschaft Obamas zu Gesicht: "Heute sind wir eine trauernde und schockierte Nation.

Mit Gewalt wurden uns heute erneut viele junge Menschen genommen. Die Opfer in Blacksburg waren Töchter, Söhne und die Führer unseres Landes von morgen. Wir betrauern sie, wir vermissen sie und wir beten für ihre Familien und für jene Verletzte, die noch um ihr Leben kämpfen."

Hillary Clinton sagte, als Mutter teile sie den Kummer der Mütter und Väter, die die Nachricht vom Tod ihres Kindes ertragen müssen. New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudy Giuliani bezeichnete die Bluttat als nationale Tragödie.

"Sicherstellen, dass Waffen nicht in die Hände von schlechten Menschen fallen"

Zu den ersten, die ihre Meinung in der neu aufflammenden Diskussion um die Waffengesetze unterstrichen, gehörte indes der republikanische Senator und Präsidentschaftskandidat John McCain. Das verfassungsmäßige Recht, das jedem Bürger das Tragen einer Waffe erlaubt, dürfe nicht angetastet werden.

Man müsse lediglich sicherstellen, dass die Waffen nicht in die Hände von "schlechten Menschen" fielen, sagte McCain am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Texas. "Ich glaube an das verfassungsmäßige Recht eines jeden Bürgers, eine Waffe zu tragen. Offensichtlich müssen wir dafür sorgen, dass die Waffen nur in die Hände gesetzestreuer Menschen gelangen."

Auch Präsident Bush betonte unmittelbar nach den Ereignissen in Blacksburg, "dass Leute das Recht haben, Waffen zu tragen". Und die mächtige Waffenlobby NRA meinte, der Massenmörder hätte gestoppt werden können, wenn die Hochschule keine "waffenfreie Zone" gewesen wäre: Ein Student oder Professor hätte den Amokläufer gewaltsam aufhalten können.

Ein Thema mit Sprengkraft

Wie in den kommenden Tagen die Fronten in der Diskussion um striktere Waffengesetze verlaufen werden, deutete sich so bereits am Tag nach dem Amoklauf an: Während die republikanischen Politiker keinen Handlungsbedarf sehen, fordern Demokraten wie Senator Ted Kennedy die Ausweitung der Waffenkontrollen. Der Präsidentschaftswahlkampf hat nun zumindest ein reizbares Thema, zu dem alle Kandidaten noch Stellung beziehen müssen.

Vor allem die Demokraten wissen um die Sprengkraft dieses Themas, sie haben die Erfahrungen von Al Gore nicht vergessen. Gore hatte sich im Wahlkampf 2000 nach dem Columbine-Massaker für härtere Waffengesetze eingesetzt. Dem Demokraten kostete das Wahlanalysen zufolge entscheidende Stimmen vor allem in den ländlichen Gebieten.

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