David Carradine:Das Kung-Fu-Komplott

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Steckt eine geheime Sekte hinter dem Tod von David Carradine? Der Anwalt der Familie heizt filmreife Spekulationen an. Thailändische Behörden bremsen unterdessen das FBI aus.

Mord, Selbstmord oder Unfall: Um den Tod des US-Schauspielers David Carradine ranken sich Gerüchte. Nun bringt der Anwalt der Familie eine neue Theorie ein, die aus einem Filmskript stammen könnte: Demnach könnte eine geheime Kung-Fu-Sekte hinter Carradines Tod stehen.

Seine letzte große Rolle: David Carradine als Bill in Tarantinos Zweiteiler "Kill Bill". (Foto: Foto: Reuters)

Mark Geragos, der Carradines Bruder Keith vertritt, äußerte diese Spekulation in der Talkshow Larry King Live auf CNN. Einer der Diskussionsteilnehmer sagte, Carradine habe sich sehr für Recherchen im Bereich von Geheimbünden interessiert, berichtet die New York Post. Das gehe einher mit seinem Interesse für Kampfsportarten, stimmte daraufhin Geragos zu. "Wenn es einen Verdacht auf Mord gibt, dann sollten sie als erstes in dieser Richtung suchen", sagte er im Hinblick auf die Ermittlungen.

Der Schauspieler, der sich zu Dreharbeiten in Bangkok aufhielt, war am Donnerstag erhängt und halbnackt im Kleiderschrank seiner Luxussuite gefunden worden.

Carradine war fasziniert von Kampfsportarten, seit er diese für seine Rolle in der Fernsehserie " Kung Fu" gelernt hatte. "Es ist eine Lebensform", sagte er einmal in einem Interview.

Unterdessen haben die Angehörigen des Kill-Bill-Stars das FBI eingeschaltet. Die amerikanische Bundespolizei bot den thailändischen Behörden deshalb Hilfe bei der Aufklärung des Falles an, berichteten US-Medien. Doch thailändische Behörden wollen sich bei den Ermittlungen nicht ins Handwerk pfuschen lassen: Das FBI könne der thailändischen Polizei bei der Arbeit zusehen oder die Prüfung bestimmter Aspekte anregen, sagte am Montag Staatsanwalt Sirasak Tiypan. "Aber sie können nicht selber ermitteln oder Beweise sammeln." Carradines Familie hatte am Wochenende das FBI um Unterstützung gebeten.

Die Familie will nun einen renommierten Gerichtsmediziner privat mit einer weiteren Autopsie in Amerika beauftragen. Laut einem Online-Bericht der Bangkok Post wurde Carradines Leiche am Samstag in die USA geflogen.

Die thailändische Polizei hält unterdessen die Mord-Theorie für recht unwahrscheinlich: Den Angaben zufolge deute alles darauf hin, dass Carradine allein in seinem Hotelzimmer war. Das hätten Zeugenbefragungen und die Auswertung der Sicherheitskameras ergeben, berichtete tmz.com.

Ein Mitglied des Rettungsteams, das nach dem Fund der Leiche alarmiert worden war, sagte dem US-Nachrichtensender CNN, Carradines Hals sei mit einem Nylonband umbunden gewesen. In anderen Berichten hieß es auch, seine Hände seien gefesselt gewesen.

Die Familie sei durch die widersprüchlichen Berichte beunruhigt und wolle deshalb Klarheit, sagte Anwalt Geragos dem People-Magazin: "Es ist schwer zu trauern, wenn man noch nicht einmal weiß, was passiert ist."

FBI-Sprecherin Laura Eimiller bestätigte den Kontakt zu den thailändischen Behörden. Die amerikanische Polizei darf im Ausland nur tätig werden, wenn sie vom jeweiligen Gastland darum gebeten wird. Die Ergebnisse der ersten Autopsie in Bangkok sind erst in etwa drei Wochen zu erwarten.

Die Polizei in Bangkok hatte anfangs von Selbstmord und später von Tod durch Ersticken gesprochen. Das nährte Spekulationen, wonach der Kalifornier auch Opfer eines autoerotischen Unfalls geworden sein könnte. Dabei wird die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn gedrosselt, um die sexuelle Lust zu erhöhen.

Carradine war in den 70er Jahren insbesondere als Star der TV-Serie "Kung Fu" bekannt geworden. Vor wenigen Jahren spielte er die Rolle des Bill in Quentin Tarantinos Kino-Zweiteiler "Kill Bill". Der Kultregisseur nannte Carradine bei CNN eines von "Hollywoods großartig-verrückten Genies".

© sueddeutsche.de/dpa/hai/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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