Claus Kleber:Klärung einer eigenwilligen Schieflage

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Warum der Nachrichtenmoderator steht, wie er steht.

In Esoterikkreisen wurde schon seit längerem über Claus Kleber geredet, den Front- beziehungsweise Ankermann des heute-journals.

Claus Kleber (Foto: Foto: dpa)

Es ging dabei fast immer um seine dienstliche Körperhaltung, diese Kombination von aufgelegtem Unterarm der Rechten und ausgestreckter, am Handballen aufgestützter Linker, aus der sich die eigenwillige Schieflage des ganzen Moderators ergibt.

Was hat man darüber nicht schon gerätselt, bis hin zu der Spekulation, Klebers Handhaltung sei von Buddha-Statuen beeinflusst und ein Mittelding zwischen der Varada mudra, also der Geste der Wunschgewährung, und der Geste Bhumisparsha mudra, in der es um die Vereinigung von relativer und absoluter Wahrheit geht.

Das würde wunderbar auf die Wunsch- und Wahrheitsanstalt ZDF passen, nicht jedoch auf den eher westlich als östlich geprägten Herrn Kleber, der zudem so gar nichts von einem Buddha an sich hat, ganz im Gegenteil.

Nun hat Kleber selbst das Geheimnis gelüftet, und siehe da, es hatte (wie vieles, das uns beim ZDF wundersam vorkommt) einen höchst prosaischen, ja banalen Kern. Der Tisch, an dem er arbeitet, ist von so eigentümlicher Höhe, dass es für ihn am bequemsten ist, den einen Arm aufzustützen. Mit dem zweiten moderiert sich's dann wohl besser.

So locker Kleber dieses kleine Internum ausplaudert, so wenig lässt sich verheimlichen, dass es in den großen Kontext dessen gehört, was Anstandsfibeln früher mit der latent drohenden Frage "Wohin mit den Händen?" umrissen. Sie ist bis heute nicht gültig beantwortet.

Das Gefühl freilich, dass Hände im Zweifelsfall mehr sagen könnten, als ihres Amtes ist, hat sich erhalten, weswegen öffentliche Auftritte nicht selten wirken, als würde der Musterkoffer der kaschierenden Handbewegungen alias Verlegenheitsgesten geöffnet: verschränkte Arme, in Pultkanten verkrallte Hände, krampfhaft unter die Finger eingezogene Daumen, unkoordiniertes Fuchteln sowie - bei Frauen - manisches Verwuscheln der ohnedies schon verwuschelten Haarmähne.

Es sei ausdrücklich angemerkt, dass es sich hier um keine beim ZDF oder bei der ARD beobachteten Gesten handelt. Dafür sind die dort beschäftigten Moderatorinnen und Moderatoren zu professionell, und was das Verwuscheln der Haare angeht, so macht es Marietta Slomka genauso wenig wie Anne Will, obwohl deren glatte Mähne manchmal fast danach zu schreien scheint.

Einzig Klaus-Peter Siegloch erweckt den Eindruck, als ob er vor der Sendung seine Locken künstlich verstrubbelte, doch kann dies auch das Werk lustiger Damen von der Maske sein.

Kurzum, alles in Ordnung bei den Öffentlich-Rechtlichen. Irritierend allenfalls dies: Wieso baut das ZDF einem seiner Besten keinen Tisch, den er je nach Weltlage und gewünschter Armstellung höher oder tiefer kurbeln kann?

© SZ-Streiflicht vom 19.4.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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