China:Genervter Mann schubst Lebensmüden von Brücke

Chen wollte sich das Leben nehmen, doch er zögerte. Weil er den Verkehr auf der Brücke behinderte, half ihm ein Passant kurzerhand bei der Entscheidungsfindung.

Ein genervter Passant hat in China einen lebensmüden Mann von einer Brücke in die Tiefe gestoßen. Chen Fuchao stürzte acht Meter tief auf ein erst teilweise aufgeblasenes Prallkissen, das die wartenden Rettungsdienste ausgebreitet hatten. Er hatte zuvor stundenlang auf der Brücke in der Stadt Guangzhou gestanden und wegen Schulden von zwei Millionen Yuan (209.000 Euro) über einen Selbstmord nachgedacht, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag meldete. Er überlebte dem Bericht zufolge mit Verletzungen an Wirbelsäule und Ellbogen.

"Ich habe ihn gestoßen, weil Leute wie Chen sehr egoistisch sind", sagte der Passant Lai Jiansheng. "Ihr Handeln missachtet eine Menge öffentlicher Interessen." Der Verkehr an der Brücke war stundenlang aufgehalten und das Gebiet von der Polizei abgeriegelt worden. "Die trauen sich doch gar nicht, sich umzubringen. Sie wollen damit nur die Aufmerksamkeit der Behörden auf ihren Fall lenken", sagte Lai.

Der 66-Jährige wurde dem Bericht zufolge von der Polizei abgeführt. Vor dem Zwischenfall am Donnerstag hatte er angeboten, mit dem Lebensmüden zu reden, wurde von der Polizei aber zurückgewiesen. Laut Xinhua durchbrach er daraufhin die Absperrung, kletterte zu Chen, begrüßte ihn mit einem Handschlag - und gab dem Lebensmüden einen kräftigen Schubs.

Einem Zeitungsbericht zufolge wurde Lai am Freitag gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt. Er soll Medikamente wegen einer nicht näher bezeichneten Geisteskrankheit nehmen und auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen sein. Auf der Haizhu-Brücke in der Stadt Guangzhou haben seit April bereits elf Menschen versucht, sich das Leben zu nehmen.

© sueddeutsche.de/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: