Chile:20 Jahre Haft für "Colonia Dignidad"-Gründer

Ex-Nazi, Folterknecht und Kinderschänder: Jetzt wurde Paul Schäfer zumindest für einige der Verbrechen in der von ihm gegründeten deutschen Siedlung verurteilt.

Der 84-jährige Paul Schäfer ist wegen Kindesmissbrauchs in 25 Fällen zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Colonia Dignidad-Gründer Paul Schäfer bei seiner Verhaftung im März 2005. (Foto: Foto: ap)

Außerdem muss der Gründer der berüchtigten deutschen Siedlung "Colonia Dignidad" den Opfern Schadensersatz in Höhe 1,25 Millionen Euro zahlen. Das berichten chilenische Medien.

Der aus Deutschland geflohene ehemalige Wehrmachtsgefreite hatte Anfang der 60er Jahre die sektenartig organisierte "Colonia Dignidad" südlich von Santiago de Chile mit 300 Getreuen gegründet.

Während er den Siedlern eine rigide Moral predigte, verging er sich in einem eigens gebauten Baderaum an Kindern und Jugendlichen.

Folter unter Pinochet

Gegen ihn sind in Chile noch weitere Strafverfahren wegen Menschenrechtsverbrechen anhängig. Nach Aussagen von Zeugen wurden während der Militärdiktatur Augusto Pinochets (1973-1990) auch politische Gefangene auf das weiträumige Gelände der Deutschen-Kolonie verschleppt und dort zu Tode gefoltert.

Die Siedlung war damals hermetisch von der Außenwelt abgeschottet. Schäfer soll auch selbst gefoltert haben.

Schäfer war 1997 wegen der beginnenden Ermittlungen gegen ihn untergetaucht. Die Eltern der missbrauchten Kinder, in der Mehrzahl Bauern aus dem Umland der "Colonia Dignidad", hatten ihn angezeigt.

Im März 2005 wurde Schäfer in Argentinien verhaftet und an Chile ausgeliefert. Die Siedlung hatte kurz nach dem Ende der Pinochet-Diktatur ihren juristischen Status und damit Steuerprivilegien verloren. Sie nannte sich in "Villa Baviera" um.

Die heutigen Bewohner haben sich von Schäfer losgesagt und die Opfer in einem offenen Brief vom vergangenen März um Vergebung gebeten.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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