Buckingham Palace:Das große Bröckeln

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Der Buckingham Palace, Wohnsitz der britischen Königsfamilie, könnte bald einer Ruine gleichen, so baufällig ist er momentan. Deshalb will die Queen Geld für die Rettung des Buckingham Palace auftreiben.

Wolfgang Koydl

Er mag zwar ein königliches Schloss sein, aber eine Schönheit ist der Buckingham-Palast sicher nicht. Der beinahe quadratische, massige Klotz aus gelblichem Caen-Stein ist kein architektonisches Juwel, und in ihm zu leben grenzt zuweilen an eine Zumutung: Muffig und stickig im Sommer, zugig und kalt im Winter, mit endlos langen Korridoren und verwirrenden Zimmerfluchten.

Und nun fängt der Palace auch noch an zu bröckeln. Seit Monaten brechen Steinbrocken von der Fassade. In einem Fall verfehlte ein Ziegel von der Größe eines Schuhkartons um ein Haar das im Innenhof geparkte Auto von Prinzessin Anne; ein andermal wurden Gäste der Königin, die für einen Empfang erschienen waren, von einem überraschenden Geschosshagel aus der Höhe begrüßt.

Seit Jahren schon wäre eine Generalüberholung des 300 Jahre alten Gebäudes nötig. Zwei Drittel des Daches sind seit 1880 immer nur notdürftig geflickt worden, und die bröckelnde Fassade wird - wie jetzt bekannt wurde - an manchen Stellen eigentlich nur noch von insgesamt 19 Lagen Farbe zusammengehalten, die nach und nach aufgetragen wurden. Immerhin kann man sagen, dass die Königin so betrachtet in nicht grundsätzlich anderen Umständen lebt als viele ihrer Untertanen in ihren kleinen Reihenhäusern.

Die Königin wohnt nur zur Miete

Anders als die Bürger jedoch muss Elisabeth II. für den Unterhalt ihrer offiziellen Residenzen Buckingham Palace, Windsor Castle und Holyroodhouse in Edinburg nicht selbst aufkommen: Sie gehören dem Staat, und die Königin wohnt dort nur zur Miete. Nur für ihre Sommerresidenzen in Schottland und England zahlt sie selber, denn sie gelten als ihr Privatbesitz.

Nun aber hat Sir Alan Reid, der als Keeper of the Privy Purse die Finanzen Ihrer Majestät verwaltet, eine Aufstockung der jährlichen Zahlungen für die Monarchie um eine Million Pfund (1,5 Millionen Euro) auf 16 Millionen Pfund (24 Millionen Euro) im Jahr verlangt. Die Apanage war 1991 festgesetzt und bei 15 Millionen Pfund eingefroren worden. Inflation und Preissteigerungen haben seitdem jedoch nach den Worten Reids zwei Drittel der Kaufkraft dieser Summe aufgefressen.

Sir Alan Reid ließ - wie üblich - einfließen, dass die gesamte königliche Familie mit 37,3 Millionen Pfund Kosten aus Steuergeldern geradezu ein Schnäppchen sei. Nur 62 Pence kostet sie jeden Bürger pro Jahr, nicht mehr als zwei Briefmarken, auf denen ja auch der Kopf der Königin prangt.

In der Rechnung sind jedoch nicht die Kosten für die Sicherheit der Königsfamilie enthalten, immerhin 100 Millionen Pfund per annum. Und wenig hilfreich sind Nachrichten der letzten Tage, wonach sich die Einkünfte von Prinz Charles aus dem Herzogtum Cornwall letzthin stark vermehrt haben, sodass er sich ein neues Schloss in Schottland kaufen kann.

Ob die Königin mehr Geld bekommt, ist daher fraglich. In einer ersten Reaktion gab sich die Regierung knauserig: Das Geld werde für Olympia 2012 in London gebraucht.

© SZ vom 30.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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