Britische Gefängnisse:Häftlinge schlafen in Toiletten

In Großbritannien sind die Gefängnisse so überfüllt, dass etliche Häftlinge in Toiletten schlafen müssen. Auch in Frankreich herrschen in vielen Haftanstalten unmenschliche Zustände.

Im Gefängnis der mittelenglischen Stadt Doncaster übersteigt die Zahl der Häftlinge derzeit die der üblichen Schlafplätze um fast 200. In der von einer privaten Firma betriebenen Haftanstalt sind deshalb viele Zwei-Mann-Zellen mit einem dritten Gefangenen belegt worden - der im Toilettenabteil schlafen muss.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien: Immer wieder erreichen Berichte über unmenschliche Haftbedingungen die Öffentlichkeit. (Foto: Foto: ap)

Diese Praxis sei nicht hinnehmbar und müsse umgehend beendet werden, sagte die staatliche Gefängnisinspektorin Anne Owers. Doncaster ist kein Einzelfall, sondern nur ein Beispiel, das die Oberaufseherin der Haftanstalten des Königreichs in ihrem Bericht nannte.

Kapazitätsgrenzen schon lange überschritten

Justizminister Jack Straw hatte im vergangenen Jahr den Bau zusätzlicher Hafteinrichtungen für weitere 10.500 Gefangene angekündigt. Die derzeitige Kapazitätsgrenze von 82.000 Haftplätzen wird seit langem überschritten. Bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Richtern löste Straw Unmut mit der Empfehlung aus, mildere Urteile zu erwägen sowie Häftlinge vorzeitig zu entlassen.

Auch in Frankreich sind die Gefängnisse hoffnungslos überbelegt: Die Anzahl der Häftlinge hat in Frankreich einen Rekordstand erreicht. Wie die französische Gefängnisverwaltung mitteilte, ist die Zahl der Gefängnisinsassen von 60.870 Anfang Juni vergangenen Jahres innerhalb von rund zwölf Monaten auf 64.250 gestiegen.

Menschenrechtsorganisationen beklagen schon seit langem die hoffnungslos überfüllten Gefängnisse, in denen sich teilweise zwei Häftlinge einen Platz teilen müssen. Das Antifolter-Komitee des Europarats prangerte schon vor Monaten die dramatischen Zustände an - von Durchsuchungen der Zellen und Leibesvisitationen bis zur Gewalt der Häftlinge untereinander, die sich in den überbevölkerten Zellen verschlimmere.

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