Brisantes Material:Neuer Verdächtiger im Fall Ermyas M.

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Im Fall des Angriffs auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas Mulugeta gibt es einen möglichen neuen Tatverdächtigen. Ein anonymer Brief bezichtigt einen gewissen "Mario" der Tat.

Philip Grassmann

Es war ein unscheinbares Kuvert, das am Montagabend in den Briefkasten der Potsdamer Anwälte Matthias Schöneburg und Karsten Beckmann geworfen wurde, aber schon die Aufschrift ließ auf brisantes Material schließen.

Im Fall Ermyas Mulugeta gibt es einen neuen Tatverdächtigen. (Foto: Foto: ap)

"Der Fall Ermyas M. Der Täter" stand dort. Es handelt sich um Material, das nach Überzeugung der Anwälte in dem Prozess um den Angriff auf den dunkelhäutigen Ermyas Mulugeta auf einen neuen, bisher unbekannten Tatverdächtigen hinweist. Mulugeta war vor einem Jahr nachts an einer Bushaltestelle zunächst mit zwei Männern in Streit geraten, dann niedergeschlagen und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Das Verfahren läuft seit Anfang Februar.

Schöneburg und Beckmann übergaben den Inhalt des Briefs am Mittwoch dem Potsdamer Landgericht. Sollte sich bewahrheiten, wovon die beiden Verteidiger des Angeklagten Björn L. ausgehen, dann könnte es die Wende in dem Prozess sein.

Nach Angaben der Anwälte befanden sich in dem Umschlag ein anonymes Schreiben, eine CD und ein mit einem Handy aufgenommenes Foto eines kräftigen Mannes mit kurzgeschorenen Haaren und Koteletten. Auch dessen Handynummer habe sich in dem Kuvert befunden.

In dem Brief heißt es, der Mann, dessen Vorname mit "Mario" angegeben wird und der in einem Potsdamer Vorort leben soll, habe immer gesagt, dass mit Björn L., der Falsche auf der Anklagebank sitze. Auf der CD ist nach Angaben der Anwälte zu hören, wie dieser etwa 30-jährige Mann, der auch Kampfsport betreiben soll, mit einer ungewöhnlich hohen Stimme von der Tat spricht, allerdings ohne sich selbst zu bezichtigen.

Schöneburg sagte, aus seiner Sicht sei die hohe Stimme von der CD dieselbe, die auf einem Mailbox-Mitschnitt vom Tatgeschehen zu hören ist. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wird Björn L., der ebenfalls eine ungewöhnlich hohe Stimme hat, durch den Mailbox-Mitschnitt belastet. In den zurückliegenden Verhandlungstagen konnten die meisten Zeugen die Stimme von Björn L. allerdings nicht dem Sprecher auf der Mailbox zuordnen.

Nach Angaben des Vorsitzenden Richters Michael Thies wird sich das Verfahren, das bis Mitte Mai abgeschlossen sein sollte, nun möglicherweise verzögern.

© SZ vom 26.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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