Boyzone-Sänger Gately:Ein Junge, der erwachsen wurde

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Stephen Gately litt unter seiner Boygroup-Identität - stets musste er den Hetero-Single vorspielen. Nun wurde er tot auf Mallorca aufgefunden.

Tanja Rest

Stephen Gately musste 23 Jahre alt werden, bevor er in einem Interview den Satz sagen konnte, der ihn letztlich befreien sollte: "Ich bin schwul und verliebt." Schwul! Ein Peter Pan mit dunkller Schmalzlocke und treuherzigem Blick, ein Boygroup-Mitglied und Anschmachtjunge, von dem die Mädchen sagten, er sei so "süß" und so "verletzlich". "Dies ist der schwerste Schritt, den ich je tun musste", fügte Gately hinzu. "Ich weiß, dass diese Nachricht bei vielen unserer Fans wie eine Bombe einschlagen könnte. Ich hoffe, dass sie mich verstehen."

Das war im Jahr 1999, als die Hit-Single "No Matter What" in den internationalen Charts ganz oben stand. Die Bombe schlug ein - Peter Pan war mit einem Schlag erwachsen.

Letztlich war Justin Timberlake von NSYNC berühmter, Robbie Williams von Take That selbstzerstörerischer, und bei den Backstreet Boys hatte Nick Carter den Größenwahnsinn gepachtet. Aber keiner von ihnen hatte an seiner Boygroup-Identität wohl so zu leiden wie Stephen Gately, der seinen Fans gleich zwei Märchen verkaufen musste: Das vom ewig pubertierenden, ewig agilen Gymnasten des Plastikpop. Und das vom romantischen Single-Hetero, auf den die Mädchen ihre Erlösungsphantasien projizieren konnten.

Er war ein Ire aus einfachen Verhältnissen. Als er mit 17 Jahren zu Boyzone kam, begriff er das Chance seines Lebens. Er habe sich mit einem "Ach übrigens, was Sie noch wissen sollten..." nicht die Karriere versauen wollen, sagte er.

Boyzone waren 1993 bei einem Casting entdeckt worden und wurden von ihrem Manager Louis Walsh zur irischen Antwort auf Take That aufgebaut. Der Erfolg kam schnell. Ronan Keating, Stephen Gately, Shane Lynch, Mikey Graham und Keith Duffy verkauften in den Neunzigerjahren mehr als zehn Millionen Tonträger. Zu ihren größten Erfolgen zählten außer "No Matter What" auch die Cover-Songs "Words" und "Father and Son".

Zeitweise war Gately mit Eloy de Jong liiert, der Mitglied der niederländischen Boygroup Caught in the Act gewesen war. "Wenn ich einen Flug nahm", erzählte Gately "nahm Eloy einen etwas späteren. Verschiedene Flüge, verschiedene Autos, verschiedene Zeiten beim Einchecken im Hotel." Die Heimlichtuerei wurde unerträglich. Als er sich outete, waren Boyzone bereits zerstritten. Im Jahr 2000 trennte sich die Band. Gately veröffentlichte ein mäßig erfolgreiches Solo-Album und begann eine zweite Karriere als Musical-Darsteller.

Am Samstag wurde der Sänger in seinem Haus in Port Andratx auf Mallorca, wo er mit seinem Lebenspartner Andrew Coles Urlaub machte, tot aufgefunden. Die Hintergründe sind noch unklar. "Es gibt keine Anzeichen auf verdächtige Umstände", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Laut seiner Internetseite hatte Gately in Clubs gefeiert und Alkohol getrunken. Nach der Party-Tour sei er in sein Haus zurückgekehrt und am Samstagmorgen nicht mehr aufgewacht.

Seine letzte Nachricht bei Twitter trug er am Dienstag ein: "Noch immer beschäftigt - viel los hier. Konzentriere mich darauf, mein Buch als nächstes fertigzustellen, mag hier ruhig werden." Stephen Gately wurde 33 Jahre alt.

© SZ vom 12.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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