Bluttat in Berlin:Haftbefehl gegen Amokläufer

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Gegen den 16-Jahre alten Täter ist ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen worden. Der Hauptschüler aus Neukölln hatte 28 Menschen durch Messerstiche verletzt. Eines der ersten Opfer des 16-jährigen Amokläufers hatte offenbar Aids und könnte andere Opfer angesteckt haben.

Den Opfern des Amoklaufs von Berlin droht eine neue Gefahr. Einer der ersten Angegriffenen ist nach eigenen Angaben mit dem Aids-Virus infiziert, wie die Berliner Polizei am Samstag mitteilte. Es sei deshalb möglich, dass sich andere Opfer und auch Helfer ebenfalls mit dem Erreger angesteckt haben.

Der Täter hatte am Freitagabend kurz vor Mitternacht im Regierungsviertel mit einem Messer 28 Passanten verletzt, sechs davon schwer. Ein 16-Jähriger, den Zeugen als Messerstecher identifizierten, wurde festgenommen. Am Samstagabend wurde gegen ihn ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Die Polizei forderte alle Opfer mit Schnittverletzungen auf, sich im Berliner Krankenhaus Charité oder dem Rudolf-Virchow-Klinikum ärztlich untersuchen zu lassen. Ebenso sollten sich Helfer, die Kontakt zu den Verletzten hatten, dorthin begeben.

Der mutmaßliche Täter, ein Hauptschüler aus Berlin-Neukölln, war nach der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs betrunken Amok gelaufen und hatte wahllos auf Zuschauer auf dem Nachhauseweg eingestochen. Der 16- Jährige bestritt nach Angaben der Polizei die Tat und verweigerte jede weitere Aussage. Bei ihm wurde aber die Tatwaffe gefunden.

Körting: "Das ist eine Einzeltat"

Die Staatsanwaltschaft kündigte an, einen Haftbefehl zu beantragen und begründete dies mit dem Tatvorwurf des versuchten Mordes aus Heimtücke. Zahlreiche Opfer wurden in den Rücken gestochen. 15 von ihnen mussten stationär in Krankenhäusern behandelt werden. Einigen konnte nur durch Notoperationen das Leben gerettet werden.

Polizei, Politiker und Organisatoren der Fußball-WM warnten zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft eindringlich vor Panikmache und betonten, es handele sich um die Tat eines Einzelnen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte, er könne es sich nicht vorstellen, dass ein solcher Täter nicht in Untersuchungshaft genommen werde, auch wenn er noch sehr jung sei.

Der 16-jährige Deutsche war in seinem Amoklauf von privaten Sicherheitsmitarbeitern gestoppt und der Polizei übergeben worden, teilte Polizeivizepräsident Gerd Neubeck mit. Der Schüler sei der Polizei bisher nur mit relativ kleinen Delikten aufgefallen. Er habe nach bisherigen Ermittlungen einmal einen Mitschüler geschlagen, der ihn beleidigt habe, teilte Körting mit.

Außerdem soll der 16-Jährige in der Schule eine Scheibe eingeschlagen haben. Die Schwere der Tat müsse Anlass geben, mehr darüber nachzudenken, wie die Gesellschaft mit Gewalt umgeht. Körting sagte, es müssten "mehr Stoppschilder gesetzt werden".

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