Rainer Bracht sagte, es habe früher nie solche Geiselnahmen gegeben, wie er und seine 14 Mitgefangenen sie erlebt hatten. Auch das Auswärtige Amt habe lediglich vor Sahara-typischen Gefahren wie Verirren oder Verdursten gewarnt.
Der Österreicher Ingo Bleckmann verwahrte sich ebenfalls gegen den Vorwurf, die Touristen seien zu leichtsinnig gewesen. Bleckmann war bereits Mitte Mai befreit worden.
"Wir haben uns vorher bei den Botschaften erkundigt, wir haben über das Internet Länderinformationen eingeholt, und wir sind extra über Tunesien in die Mitte Algeriens eingereist, weil dort noch nie etwas passiert ist", sagte er dem Hörfunksender MDR Info.
Politiker wollen die Ex-Geiseln an den Kosten beteiligen
Zuvor waren Forderungen laut geworden, die Ex-Geiseln sollten an den Kosten ihrer Befreiung beteiligt werden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel sagte der Rheinischen Post: "Wer sich selbstverantwortlich in Risiken begibt, sollte auch finanziell zur Verantwortung gezogen werden."
Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Ludger Volmer, hält diese Diskussion dagegen für "völlig überflüssig". Nach dem Konsulargesetz sei die Bundesregierung verpflichtet, deutschen Bürgern im Ausland zu helfen.
Auswärtiges Amt warnte erst nach den Entführungen
Das Auswärtige Amt hatte vor der Entführung der Sahara-Geiseln zwar einen Sicherheits-Hinweis herausgegeben, aber keine Reisewarnung. Die war erst Anfang April erschienen. Zu jenem Zeitpunkt waren schon 15 Deutsche vermisst, danach wurde nur noch ein Deutscher entführt.
In dem Sicherheits-Hinweis, den das Auswärtige Amt vor den Entführungen veröffentlicht hatte, hieß es: "Reisen in und durch die Sahara sollten nur mit Hilfe eines erfahrenen Reiseunternehmens bzw. nach gründlicher Vorbereitung unternommen werden." An der Grenze zu Mali und Niger "bilden Banden, Schleuser- und Schmuggelkriminalität für Reisende ein erhöhtes Sicherheitsrisiko".
Nach sechs Monaten Geiselhaft in der Sahara waren die letzten Entführten am Mittwochmorgen wohlbehalten nach Deutschland zurückgekehrt.
Der Staatssekretär im Bundesaußenministerium, Jürgen Chrobog, sprach von der "wohl langwierigsten und aufwendigsten Rettungsaktion deutscher Touristen im Ausland, die wir bisher durchgeführt haben". Zu den Bedingungen der Freilassung wollte der Diplomat sich nicht äußern. Es soll Lösegeld in Millionenhöhe gezahlt worden sein, Libyen soll geholfen haben.
(sueddeutsche.de/dpa)