Beagle 2:Weihnachtsgrüße vom Mars

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Zu Weihnachten will sich die Europäische Weltraumagentur selbst das größte Geschenk machen. Beschert wird nach englischem Brauch am Morgen des 25. Dezember: Zum Frühstück um 7.00 Uhr soll die Mars-Sonde Beagle 2 ihre ersten Lebenszeichen nach der Landung auf dem Roten Planeten senden.

Mit dem Mars-Express haben sich die Europäer dann in die erste Reihe der Weltraum-Entdecker geschossen.

Doch vor dem großen Triumph stehen noch bange Minuten, denn die schwierigsten Manöver haben die Flugkörper noch vor sich. Am Weihnachtsabend tritt die Lande-Einheit "Beagle 2" mit einer Geschwindigkeit von rund 20.000 Kilometern pro Stunde in die Mars-Atmosphäre ein. Durch die Reibung wird das knapp 70 Kilogramm leichte Gerät auf rund 1200 Grad erhitzt und zum Glühen gebracht. Außerdem verliert es deutlich an Fahrt.

Wenn "Beagle 2" diesen Backofen überwunden hat, hoffen die Wissenschaftler, dass sich der Fallschirm öffnet, der die Geschwindigkeit auf rund 60 Stundenkilometer vermindert. Dann müssen sich die großen Airbags öffnen, mit denen das Fluggerät wie ein großer Ball auf dem Marsboden aufspringen soll. Beim letzten Hüpfer lösen sie sich.

Die Forschungseinheit wird sich dann, einem Programm folgend, in die richtige Position wälzen, ihre Solar-"Blütenblätter" öffnen, den Forschungsarm und die Antenne ausfahren und ein Erkennungszeichen senden: Die Anfangstöne des Musikstücks, das die britische Band Blur speziell für diesen Anlass komponiert hat.

Hören und zur Erde weiterleiten soll diese Musik die US- amerikanische Sonde "Odyssey", die etwa gegen 7.00 Uhr die Marssenke "Isidis Planitia" überfliegt, auf der die Lande-Einheit liegen soll.

Wenn dann Funkstille herrschen sollte, muss das jedoch noch nicht das Ende bedeuten, denn dafür kann es viele Gründe geben: "Beagle 2" ist an einem anderen Zielpunkt angekommen und kann nicht erfasst werden, oder der Computer ist beschädigt und muss sich neu laden. Eine erneute Kontaktaufnahme wäre dann erst kurz vor Mitternacht möglich, wenn ein Teleskop in England die entsprechende Marsregion abhören wird.

Das Mutterschiff "Mars-Express" kann keine Hilfestellung bieten, denn es ist mit sich selbst beschäftigt. Es muss ebenfalls am 25. Dezember abgebremst und in eine Umlaufbahn um den Mars gebracht werden. Reagiert es nicht auf die Befehle, zerschellt es auf dem Roten Planeten. Wenn alles gut geht, kreist es in einer großen Ellipse um den Mars und wird am 3. Januar eine Verbindung zu "Beagle 2" herstellen.

Beagle 2, benannt in Anspielung an das Forschungsschiff "Beagle" von Charles Darwin, soll auf dem Mars unter anderem mit einem von deutschen Wissenschaftlern entwickelten Bohrer erstmals während einer Weltraum-Mission in den Boden eines Planeten bohren. 1,50 Meter tief kann der Bohrer graben. Doch die "Mars-Express"-Sonde wäre der größere Verlust für die 300 Millionen Euro teure Mission.

Denn die Lande-Einheit wirkt zwar spektakulärer, aber sie hat in den Sandstürmen nur eine Überlebensdauer von 6 Monaten. Außerdem werden wenige Zentimeter unter der Mars-Oberfläche nur bedingt neue Erkenntnisse erwartet.

Bis eine Tiefe von fünf Kilometern

"Mars-Express" dagegen kann mit seinem Radar bis in eine Tiefe von fünf Kilometern vordringen und dort nach flüssigem Wasser suchen.

Nur in dieser Materie kann sich nach Meinung der Wissenschaftler Leben entwickelt und vielleicht bis heute erhalten haben. Allerdings nur in Form von Bakterien, erläutert Projektleiter Mike McKay und fügt verschmitzt hinzu: "Weihnachtsgrüße von Marsianern erwarten wir nicht."

Darüber hinaus soll Mars Express dreidimensionale Farbbilder von der Oberfläche zur Erde senden.

Sollte der Motor nicht starten, so könnten vier Düsen aktiviert werden, um Mars Express auf Kurs zu bringen. Das habe man in den vergangenen Monaten zwei Mal die Woche geübt. Sollte dies wider Erwarten nicht klappen, "dann haben wir ein Problem", sagte Jocelyne Landeau, Sprecherin der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt, wo sich auch das Kontrollzentrum für die Operation befindet.

Von 34 unbemannten amerikanischen, russischen und sowjetischen Mars-Missionen seit 1960 scheiterten rund zwei Drittel. Eine japanische Expedition scheiterte in diesem Monat, nachdem es nicht gelungen war, die Nozomi-Sonde in die Umlaufbahn des Planeten zu bringen.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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