Der als "Bankräuber-König" bekannte Jan Zocha hat in seiner Bielefelder Gefängniszelle Sprengsätze gebaut. Das habe das Landeskriminalamt in einem Gutachten festgestellt, sagte Staatsanwalt Christoph Mackel in Bielefeld und bestätigte einen Bericht des Westfalen-Blatts.
In den Sprengsatz-Dosen seien Granulatanhaftungen gefunden worden. Dabei handele es sich um Nitrozellulose, ein Treibladungspulver, das auch in Schrotpatronen enthalten sei.
Der wegen 14-fachen Banküberfalls zu zwölf Jahren Haft verurteilte Zocha hatte im Februar versucht, zwei Beamte der Justizvollzugsanstalt Bielefeld als Geiseln zu nehmen. Dabei habe es eine Verpuffung gegeben, sagte Mackel. Zuvor hatte der Häftling zwei Justizbeamten kochendes Wasser ins Gesicht gekippt. Nachdem er überwältigt worden war, entdeckten die Ermittler in seiner Zelle die Sprengsätze.
16 Jahre hinter Gittern
Zunächst hatte die Gefängnisleitung dem Zeitungsbericht zufolge angenommen, es habe sich um selbst gebastelte Bomben aus Zucker und dem Abrieb von Streichholz-Köpfen gehandelt. Wie das Treibsatzpulver in den Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses gelangen konnte, sei noch unklar, sagte Mackel. Es werde weiter ermittelt.
Das Düsseldorfer Justizministerium nahm laut Westfalen-Blatt bislang nicht Stellung zu den Untersuchungsergebnissen. Ralph Neubauer, Sprecher des Justizressorts, habe auf das noch ausstehende Gutachten verwiesen.
Der Gefangene war nach der versuchten Geiselnahme in die JVA Wuppertal verlegt worden. Zuvor war er seit mehreren Jahren in dem Bielefelder Gefängnis inhaftiert, dessen Hochsicherheitstrakt als eine der sichersten Haftanstalten in Nordrhein-Westfalen gilt. Insgesamt hat Zocha bereits mehr als 16 Jahre hinter Gittern verbracht. Zweimal hat er versucht zu entkommen, zuletzt aus der sauerländischen Haftanstalt Fröndenberg.