Bärenjagd:Problembär und Touristenattraktion

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Auch nach seiner Kollision mit einem Auto ist Bruno nicht zu stoppen: Seine Fährte verliert sich am Sylvenstein-see. Den Campern dort wird geraten, gut auf ihre Grillwürstchen aufzupassen.

Das Katz-und-Maus-Spiel von Braunbär "Bruno" mit seinen Jägern geht weiter. Ein Autofahrer streifte das Tier am Mittwochabend am Sylvensteinspeicher im Gemeindegebiet von Lenggries südlich von Bad Tölz - "JJ1" wollte wahrscheinlich gerade über die Straße laufen wollte.

Der Sylvensteinsee. Der dunkle Fleck vorne ist übrigens kein schwimmender Bär, sondern ein Ruderboot. (Foto: Foto: ddp)

Der Bär überstand den Zusammenstoß mit dem Seitenspiegel offensichtlich unbeschadet: "Weder an dem Auto noch an der Unfallstelle wurden jedoch Blut oder Haarbüschel gefunden", sagte Manfred Wölfl vom bayerischen Umweltministerium. Er glaubt auch nicht, dass der Bär im Sylvensteinsee ertrunken ist.

Bruno ist also weiter auf der Pirsch. Der Sprecher des Umweltministeriums Roland Eichhorn appellierte jedenfalls schon einmal an die Camper rund um den Sylvensteinspeicher, in den kommenden Tagen beim Grillen größte Vorsicht walten zu lassen:

"Wer sein Würstchen auf dem Grill liegen lässt anstatt es aufzuessen, lockt den Bären leichtsinnig an." Es könne zu einer gefährlichen Begegnung mit "JJ1" kommen. Eichhorn warnte Urlauber davor, es auf einen Schnappschuss von "Bruno" mit der Kamera anzulegen.

Die finnischen Bärenjäger nahmen bald nach dem Unfall die Suche nach "Bruno" wieder auf. Zwei Mal waren die fünf Elchhunde auf der Spur von "JJ1", zwei Mal verloren sie sie wieder, obwohl sie die ganze Nacht auf der Suche waren.

Groß ist die Enttäuschung darüber, dass die neuerliche Begegnung mit dem "Problembären" zu keiner verwertbaren Spur führte. "Wir sind relativ frustriert, weil wir sehr nahe an dem Bären waren", gab Wölfl die Stimmungslage der Bärenjäger wieder. "Wir werden nicht viele solcher Chancen haben."

Dabei macht ihnen auch das Wetter zu schaffen: Immer mehr setzt den speziell ausgebildeten Hunden die sommerliche Hitze von nahezu 30 Grad zu. Die hohen Temperaturen lassen die Spuren des Gejagten relativ schnell verdunsten.

Bis Ende nächster Woche wollen die Bärenjäger vor Ort bleiben, "danach wird neu entschieden", so Wölfl vom Ministerium.

Indessen wird "JJ1" in der Region immer mehr zur Touristenattraktion. Die Hotels verzeichnen eine verstärkte Nachfrage von Urlaubern, die wegen "Bruno" in die Alpen kommen. In einigen Bäckereien werden "Bärentatzen" aus Blätterteig angeboten.

Auch in Finnland ist die Jagd auf "JJ1" ein Thema, seit die Jäger aus dem skandinavischen Land angereist sind. Eine Zeitung aus Helsinki beorderte gar zwei ihrer Reporterinnen von der Fußball-WM zu den "Jagdgründen" von "Bruno", um für ihr Blatt ausführlich über die Bärenhatz zu berichten.

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