Baden-Baden:Die Bobbys kommen!

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Bei der WM sollen britische Polizisten den deutschen Wachtmeistern aushelfen - der Hooligans wegen. Welch noble Geste: Die Lösung wird gleich mit dem Problem geliefert.

Frederic Huwendiek

Mehr als 100.000 britische Fans werden zur Fußball-WM in Deutschland erwartet, mehr als 3000 bekannten Krawallheimern soll die Einreise erst gar nicht gestattet werden. Weil aber sicher nicht alle rauffreudigen Insel-Hooligans schon vor der Grenze abgefangen werden können, will die englische Polizei der deutschen aushelfen - so berichtet jedenfalls die BBC.

Lernen bald deutsches Essen und deutsche Stadien kennen: Britische Polizisten. (Foto: Foto: Reuters/Montage sueddeutsche.de)

Eine noble und begrüßenswerte Geste der britischen Regierung: Man exportiert nicht nur das Problem, sondern liefert die Problemlösung gleich mit - Hool und Bobby im störfreien Doppelpack. Allerdings dürfte diese Initiative auch den Auslandsaufenthalt der Mehrzahl der friedlichen, einfach nur ballbegeisterten Fans aus Great Britain erheblich erleichtern. Dann, wenn sie zu Tausenden Baden-Baden heimsuchen, die WM-Residenz ihrer heißgeliebten Nationalmannschaft.

Weißbier statt Pint-Brühe, Wurst und Kraut statt fish and chips - der Kulturschock wird sicher groß sein für die britischen WM-Touristen. Doch mit den 44 'Freunden und Helfern' aus der Heimat lässt sich dieser leichter verwinden.

Die behelmten Brit-Beamten nehmen die Beckham-Bewunderer und Hargreaves-Freunde an die Hand, trösten sie, wenn im beschaulichen Baden-Baden die Kneipen schon um zwölf Uhr dichtmachen. Erklären ihnen, dass nicht alle Deutschen so reich und alt sind, wie die in Baden-Baden. Zeigen ihnen, wie man selbst mit dem schlimmsten Cockney-Akzent eine pretzel ordert.

Durch ihre staatlichen Hirten auf den rechten Weg gebracht, werden die englischen Fußball-Fans friedlich wie Lämmer zu den grünen Wiesen dieser Nation traben - und einen wunderschönen WM-Sommer erleben. Ganz sicher.

Auch die Bundesrepublik könnte sich an solchem Tun ein Beispiel nehmen und nicht nur fettleibige Handtuch-Reservierer, jugendliche Krawall-Touristen und Ethno-Selbstfinder auf aller Herren Urlaubsländer loslassen, sondern auch gleich ein paar grüne Helfer mitschicken.

Zucht und Ordnung dann auch unter Palmen und auf hohen Gipfeln: Der Konsum von hochalkoholischem Strohhalmgesöff am Strand - verboten! Eine Currywurst mit Pommes in deutscher Sprache an einem spanischen Ufer bestellen - verboten! In Tibet "voll authentisch" meditierend sich selbst heilen - nada! Mit dem selbst geklauten Hotel-Handtuch schon in Alleherrgottsfrüh sein Revier abzustecken - deutsche Wachtmeister verhindern das!

Ach, die Welt könnte eine bessere sein. Sollten Sie im Juni oder Juli einen ungewöhnlich uniformierten Herrn erblicken, wissen Sie jetzt: Das ist kein Mann von der freiwilligen Feuerwehr. Das ist ein Brite, und der hat einen verdammt harten Job. Spendieren Sie ihm einfach eine ordentliche Bratwurst!

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