Augenzeuge Helmut Kohl:"Dann erhob sich eine riesige Welle"

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Der Alt-Bundeskanzler musste von seinem Hotelzimmer auf Sri Lanka aus mitansehen, wie die verheerende Flutwelle die Küste traf.

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hat detailliert seine Erfahrungen bei der Flutkatastrophe auf Sri Lanka geschildert.

Kohl hielt sich gerade zu einem Kuraufenthalt in einem Hotel in Thalpe nahe der besonders schwer betroffenen Stadt Galle, als die verheerende Flutwelle die Küste Sri Lankas traf.

"Am Sonntagmorgen gegen 09.00 Uhr stand ich auf dem Balkon und sah, dass sich das Meer veränderte", schrieb der CDU-Politiker in der Bild-Zeitung.

Das Meer habe plötzlich ganz anders geklungen: "Dann erhob sich eine riesige Welle. Diese Welle entwickelte eine ungeheure Kraft. Die Menschen liefen schreiend durcheinander", berichtete Kohl.

Die Welle habe Holzhütten und instabile Gebäude weggespült. Erst habe er gar nicht verstanden, dass eine Flutwelle eine solche vernichtende Wirkung habe.

"Erst als wir sahen, dass die ganze untere und zweite Etage unseres Hotels unter Wasser standen, wurde uns das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst", erzählte Kohl.

"Wir waren erst einmal fassungslos"

Kohl selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt im dritten Obergeschoss des Hotels. "Über die Trümmer liefen wir ins Freie.... Wir waren erst einmal fassungslos, dass ganze Häuser von einer Sekunde zur anderen verschwinden können", berichtete der CDU-Politiker:

"Das Meer hatte alles mit sich genommen." Ihm seien Bilder aus dem Krieg in Erinnerung gekommen. Es habe ausgesehen wie nach einem schweren Bombenangriff.

Der Altkanzler blieb zunächst in seinem Hotel, wurde aber nach zwei Tagen mit einem Hubschrauber ausgeflogen und in eine andere Unterkunft gebracht. Er will nach eigenen Angaben vorerst in Sri Lanka bleiben und helfen, besonders für Kinder Hilfsprojekte zu starten. "Wir wollen nicht die Augen vor dem großen Leid verschließen", sagte Kohl.

Darüber hinaus ist es uns wichtig, etwas für die existenzielle Grundlage der Menschen vor Ort zu tun", schrieb Kohl weiter. Insbesondere sei er bemüht, Projekte für Kinder zu unterstützen.

Zwei Tage nach der Flutkatastrophe sei er mit einem Hubschrauber in die Nähe von Colombo geflogen worden, berichtete der Altkanzler. Dort wolle er vorerst bleiben.

"Das Hotel, in dem wir jetzt wohnen, beschäftigt 300 Mitarbeiter, von deren Einkommen viele Familien, also insgesamt 3000 Personen, ernährt werden. Müsste unser Hotel mangels Gästen schließen, würden diese Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren. Wir bleiben hier, um ein Signal zu geben, dass es mit dem Land weitergeht und es eine Zukunft hat."

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