Athen:Finnische Monster-Rocker gewinnen Grand Prix

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Die Heavy-Metal-Band Lordi siegte beim Eurovision Song Contest deutlich vor den Künstlern aus Russland und Bosnien. Sänger Lordi erklärte, dies sei "ein Sieg der Rockmusik und ein Sieg der Minderheit". Der deutsche Teilnehmer enttäuschte.

Die als Geheimfavorit gehandelte Band Texas Lightning um Olli Dittrich und Jane Comerford kam mit dem Country-Song "No No Never" nur auf Platz 15. Insgeamt waren 24 Länder im Finale angetreten. Dittrich war nach dem Wettbewerb nicht allzu enttäuscht: "Wir hatten ein so schöne Zeit in Athen. Für jeden Musikanten ist es etwas Tolles, hier dabei zu sein".

Auch Monster mögen Blumen: Lordi-Musiker feiern ihren Sieg (Foto: Foto: AFP)

Die dreistündige Show stand ganz im Zeichen von Lordi. Als Monster, Zombie, Walküre oder Mumie verkleidet zündeten sie vom ersten Ton an ein musikalisches Feuerwerk. Pyrotechnik, Rauch und Doppelaxt taten ihr übriges zum martialischen Auftritt.

Ihr Song "Hard Rock Hallelujah" bekam fast aus jedem der 38 stimmberechtigten Eurovisions-Länder hohe Punktzahlen. Damit fuhren die Rocker den ersten Sieg für Finnland in 50 Jahren Grand-Prix-Geschichte ein. Vor allem die Nachbarländer Schweden, Norwegen und Dänemark hatten Finnland mit der Höchstpunktzahl bedacht - es gab aber auch 12 Punkte aus Griechenland und Großbritannien.

Der Band wurden insgesamt 292 Siegerpunkte zugesprochen, deutlich mehr als Russland und Bosnien-Herzegowina, die mit 248 beziehungsweise 229 Punkten auf Platz Zwei und Drei kamen. Damit lagen drei Länder an der Spitze, die sich erst im Halbfinale qualifizieren mussten. Gastgeber Griechenland kam mit 128 Punkten auf Platz Neun.

Mr. Lordi: Neue Grand-Prix-Ära hat begonnen

"Wie cool ist das denn?", freute sich Bandleader "Mr Lordi" nach dem Finale. "Wir sind eine Rockband, und wir haben einen Popsong-Wettbewerb gewonnen."

Im Vorfeld der Show hatte er gesagt, "bei der Eurovision sind wir ein bisschen wie Fleischesser in einem vegetarischen Café". Die Gruppe tritt mit schaurigen Masken und Hörnern auf, und "die Kinder lieben uns - wir schauen wie ihr Spielzeug aus".

"Ich bedanke mich bei allen Hard-Rock-Fans und allen Zuschauern, die nicht engstirnig sind", meinte er nach dem Sieg. Die Musiker trugen auch bei der Sieger-Pressekonferenz ihre Monstermasken und weigerten sich hartnäckig, sie abzunehmen.

"Diese Masken sind unsere Identität. Wir werden sie nie absetzen." Sie seien keine Satanisten oder Teufelsanbeter, sondern hätten einfach nur ihren "Spaß". Mit ihrem Triumph sehen sie eine neue Grand-Prix-Ära heraufziehen.

"Dieser Sieg ist nicht nur ein Sieg Finnlands, sondern ein Sieg der Rockmusik. Ein Sieg einer Minderheit", sagte er. Wir haben allen gezeigt, dass die Zeiten (für die Eurovision) sich geändert haben. Es gibt eben nicht nur Balladen und Pop."

Schlagzeuger Olli Dittrich sagte nach der Show, die Band sei guter Laune, weil ihr mit "No No Never" einen schöner Song geglückt sei - "und wir lieben ihn nach wie vor".

Sängerin Jane Comerford schwärmte von der Stimmung in Athen. "Wir haben unser Bestes gegeben", meinte die gebürtige Australierin. "Wir wussten, dass alle hinter uns standen."

Deutsche Hoffnung enttäuscht

Dennoch dürfte sich die deutsche Delegation nach dem 24. und letzten Platz Gracias im Vorjahr mehr erhofft haben. Immerhin steht der Ohrwurm "No No Never" seit Wochen ganz oben in den Charts, und mit der Startnummer 8 legte die Band einen überzeugenden Auftritt hin.

Sängerin Comerford im rosa Corsagenkleid tanzte im Western-Stil über die Bühne, die vier Musiker machten in Cowboy-Anzügen und passenden Hüten echte Rodeo-Stimmung.

Die 14.000 Zuschauer in der Olympia-Basketballhalle waren begeistert und klatschten langandauernden Beifall. Allerdings wirkten die Musiker aus Hamburg mit ihrem eingängigen Country-Pop-Song etwas betulich.

Noch einen Platz schlechter als Texas Lightning schnitt bei dem von schätzungsweise 100 Millionen TV-Zuschauern verfolgten Wettbewerb ein weiterer deutscher Vertreter ab: Komponist Ralph Siegel, 1982 mit Nicole und ein "Ein bisschen Frieden" erfolgreich, landete mit seiner Band Six4one und einer Weltverbesserungsballade für die Schweiz nur auf dem 16. Rang.

Deutschland gibt 12 Punkte an Türkei

Von den Zuschauern in Deutschland, die per Telefon und SMS abstimmen konnten, erhielt der Grand-Prix-Veteran keinen einzigen Punkt; sie kürten mit zwölf Punkten erneut die Türkei zu ihrem Favoriten, gefolgt von Finnland (zehn) und Griechenland (acht).

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