Athen:Entführer setzen ein Ultimatum

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Die Geiselnehmer in einem griechischen Linienbus haben ein Lösegeld von einer Million Euro sowie die Ausreise nach Russland gefordert. Dies soll bis zum Morgen geschehen - sonst werde der Bus in die Luft gesprengt.

"Ich werde bis morgen früh um acht Uhr (07.00 Uhr MEZ) warten, wenn die Banken öffnen, und um acht Uhr werde ich die Lunte zünden, wenn ich nicht das Geld und einen Fahrer habe", sagte einer der beiden Geiselnehmer am Mittwochabend in einem Live-Telefonat mit dem privaten Fernsehsender Alter.

Eine Geisel verlässt den Bus. (Foto: Foto: AP)

"Ich werde niemanden mehr freilassen. Es ist vorbei", sagte er weiter. Kurz zuvor hatten die Kidnapper weitere vier Menschen freigelassen, zwei Männer und zwei Frauen. Damit wurden am Abend noch sieben Menschen in dem Bus festgehalten.

In einem anderen Telefongespräch mit dem Fernsehsender Mega bestätigte der Entführer, der sich als Hassan ausgab, dass er eine Million Euro Lösegeld gefordert habe sowie einen Fahrer, der ihn zum Flughafen bringen soll. "Andernfalls werde ich den Bus hochjagen", sagte er und legte auf. Anschließend feuerten die Geiselnehmer aus dem Bus einen Schuss in Richtung einer Tankstelle.

Polizei: "Einschüchterungsversuch"

Einem Polizeisprecher zufolge handelte es sich um einen "Einschüchterungsversuch". Die beiden Männer waren mit einer Pistole und einem Gewehr bewaffnet. Einer Geisel zufolge waren sie zudem im Besitz von Granaten. Die Polizei konnte das nicht bestätigen.

Die vermutlich aus Albanien stammenden Entführer hatten im Laufe des Tages immer wieder Geiseln aus dem umstellten Bus freigelassen. Neben einer hohen Lösegeldsumme fordern sie, nach Russland geflogen zu werden. Sechs Menschen sollen noch in dem im Morgengrauen gekaperten Fahrzeug gefangen gehalten werden.

Das Duo hatte den Bus gegen 6.00 Uhr im Athener Vorort Geraka auf der Fahrt von Marathon in die Hauptstadt in seine Gewalt gebracht. Dem Busfahrer, dem Schaffner sowie einem Fahrgast gelang dabei die Flucht.

Bus von Scharfschützen umstellt

Hunderte von Polizisten, Scharfschützen und Spezialeinheiten umstellten den Bus und riegelten die Gegend weiträumig ab. Fernsehbilder vom Ort des Dramas zeigten, wie einer der Entführer zwei Warnschüsse aus dem Bus abfeuerte. Verletzt wurde dabei aber niemand.

Ein griechischer Regierungssprecher erklärte, die Behörden täten alles, um die verbliebenen Geiseln unversehrt freizubekommen.

Regierungschef Kosta Karamanlis verschob wegen der Entführung seinen Abflug zum EU-Gipfel nach Brüssel. Nach unbestätigten Berichten sollen die Kidnapper außer Handfeuerwaffen auch Sprengstoff bei sich haben.

Vor vier Jahren war eine Busentführung in Griechenland unblutig zu Ende gegangen. Ein als psychisch gestört beschriebener Mann hatte damals einen Touristenbus mit 35 Insassen in seine Gewalt gebracht. Nach einer mehrstündigen Irrfahrt hatte sich der Entführer, der zuvor seine Schwiegermutter und einen 43-jährigen Mann erschossen hatte, ergeben.

© sueddeutsche.de/AFP/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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