Astronomie:Rosetta rast an der Erde vorbei

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Die Kometensonde holt sich Schwung - und blitzt dabei Freitagnacht am Himmel auf.

Ein Jahr nach ihrem Start zur spektakulären Jagd auf einen Kometen wird Europas Raumsonde Rosetta nochmals von der Erde aus sichtbar sein.

Die Computergrafik zeigt den Anflug von Rosetta zum Kometen. (Foto: Graphik: AP - ESA/Aoes Medialb)

Im Gravitationsfeld der Erde holt sich das unbemannte Raumschiff neuen Schwung für seine lange Reise durchs All: Rosetta soll nach zehn Jahren den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko erreichen.

Im November 2014 soll der Roboter Philae aus einem Kilometer Höhe auf Tschurjumow-Gerassimenko herabschweben und damit erstmals auf einem Kometen landen.

Einfache Ferngläser genügen bereits

Berechnungen der Experten zufolge wird Rosetta gegen 23.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Südosten am europäischen Abendhimmel auftauchen, nach Südwesten ziehen und innerhalb von fünf Minuten wieder hinter dem Horizont verschwinden.

Stephan Ulamec von der deutschen Raumagentur DLR in Köln empfiehlt Neugierigen, mit Hilfe von Feldstechern zunächst zwischen die Sternbilder Zwilling und Orion zu schauen; dann soll Rosetta das Sternbild Stier passieren.

Nach Angaben der Europäischen Raumagentur ESA soll die Sonde beim erwarteten klarem Wetter zwischen den Sternbildern Löwe und Sextant zu sehen sein. Hobby-Astronomen mit Teleskop und Foto- oder Videokamera dürften sogar die 32 Meter großen Sonnensegel und die Antennen des Raumschiffs unterscheiden können. Für sie schrieb die ESA einen Wettbewerb um die besten Fotos aus.

Der Erde am allernächsten wird Rosetta gegen 23.10 Uhr sein. Dann schwebt sie in 1900 Kilometern Höhe allerdings bereits über Mexiko und kann von Europa aus nicht mehr wahrgenommen werden. Sie leuchtet, da sich die Sonne in den riesigen Sonnensegeln spiegelt.

Die Sonde ist mit 37.000 Stundenkilometern unterwegs und hat schon mehr als eine Milliarde Kilometer hinter sich, wie der Flugleiter des ESA-Kontrollzentrums in Darmstadt, Paolo Ferri, betont.

Hilfe für Deep Impact

Der Vorbeiflug am Freitag dient Ferri und seinem Team auch zu einem wichtigen Instrumenten-Check: Um die Bordnavigation zu testen, wird Rosetta auf den Mond ausgerichtet, den die ESA dabei als eine Art Behelfs-Asteroid nutzt.

Insgesamt vier Mal holt Rosetta für ihre Kometenjagd Schwung beim Vorbeiflug an Planeten. Im Februar 2007 steht das nächste "Swing-by-Manöver" am Mars an, jeweils im November 2007 und 2009 wird die Sonde nochmals an der Erde vorbeisausen und dann endgültig auf den Weg zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko geschleudert werden. Von dort aus soll das von der DLR gesteuerte Landegerät Philae neue Aufschlüsse über die Ursprünge der Planeten liefern.

Kometen wie der vier Kilometer breite Tschurjumow-Gerassimenko sind seit Entstehen unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren weitgehend unverändert, aber noch kaum erforscht.

Aber Rosetta hat noch eine weitere Aufgabe: Sie soll die Nasa unterstützen: Zum US-Nationalfeiertag am 4. Juli soll die Sonde Deep Impact ein Kupfergeschoss auf den Kometen Tempel 1 feuern, um die Zusammensetzung des Schweifsterns zu analysieren.

Ab dem 28. Juni geht Rosetta in Position, um dieses Schauspiel aus rund 80 Millionen Kilometern zu beobachten und die wesentlichen Daten zur Erde zu funken.

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