Astronomie:Heiteres Planetenraten

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Schon wieder wurde ein zehnter Planet entdeckt. Vielleicht zumindest. Denn vorerst heißt er nur 2003 UB313 und muss abwarten, ob ihn die Internationale Astronomische Union überhaupt als Planeten akzeptiert.

hgn

Der von US-Astronomen entdeckte All-Klumpen ist nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA bis zu eineinhalb Mal größer als der Pluto.

Damit hat er wahrscheinlich einen Durchmesser von etwa 3000 Kilometern und besteht zu rund 70 Prozent aus Gestein und zu 30 Prozent aus gefrorenem Wasser. Die Temperatur liegt bei etwa 240 Grad minus.

2003 UB313 ist derzeit 14,5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt - das entspricht der 97fachen Entfernung zwischen Erde und Sonne. Astronomen sprechen daher von 97 Astronomischen Einheiten.

"Er ist garantiert größer als Pluto", erklärte der Astronom Mike Brown vom Kalifornischen Institut für Technologie.

Selbst wenn die Sonnenreflexion ins Kalkül gezogen würde, gehe kein Weg daran vorbei: "Er ist größer." In den nächsten sechs Monaten ist der Himmelskörper laut Brown mit dem Teleskop zu beobachten. Brown hatte ihn zusammen mit Chad Trujillo vom Gemini-Observatorium in Hawaii und David Rabinowitz von der Yale-Universität bereits Ende Oktober 2003 erstmals fotografiert.

Wann ist ein Planet ein Planet?

Aber erst im Januar 2005 wurde ihnen nach eigenen Angaben bei der Analyse der Daten klar, was sie entdeckt hatten. Die Forscher reichten einen Namensvorschlag für den Eisklumpen bei der Internationalen Astronomischen Union ein, verrieten ihn aber noch nicht.

Da 2003 UB313 ein typisches Objekt der so genannten Kuiper-Gürtels ist, einer Zone mit zahlreichen Kometen, dürfte die gleiche Debatte wie zuletzt beim Objekt Sedna aufkommen: Wann ist ein Planet ein Planet?

Die Hauptkritieren sind indes nur vage festgelegt:

Er soll so groß sein, dass er sich durch die eigene Gravitation zumindest halbwegs zur Kugel formen kann. Je nach Beschaffenheit - Metall, Eis, Gas oder Geröll - fällt die Mindestgröße anders aus, doch 1000 Kilometer Durchmesser sollten es mindestens sein.

Die Größenbestimmung allein aufgrund der Helligkeit ist freilich problematisch, erläutert ein Sprecher vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching. Denn die Helligkeit hänge von der Rückstrahlfähigkeit und damit vom Material des Himmelskörpers ab. Daher würde ein Objekt, das an der Oberfläche aus reinem Eis besteht, größer erscheinen als ein Objekt aus anderen Materialien. Auch die Größe des Pluto wurde seit seiner Entdeckung im Jahr 1930 mehrfach korrigiert.

Zudem muss ein Planet um die Sonne kreisen und die Umlaufbahn darf gegenüber der Hauptachse im Planetensystem nicht übermäßig geneigt sein. Hier fällt allerdings schon der Pluto aus dem Rahmen, dessen Umlaufbahn gegenüber der Hauptachse um 17 Grad geneigt ist - bei den übrigen Planeten sind es gerade bis zu fünf Grad. 2003 UB313 ist allerdings mit 44 Grad völlig aus der Konkurrenz.

Ob er trotzdem in das Planeten-Raster passt, wird die Internationale Astronomische Union, eine Vereinigung internationaler Astronomen, auf einer ihrer zwei bis drei Mal jährlich stattfindenden Sitzungen feststellen.

Der zuletzt als möglicher zehnter Planet gehandelte Sedna - er wurde im November 2003 entdeckt - war jedenfalls chancenlos.

Immerhin ist 2003 UB313 ein Titel aber vorübergehend sicher: Das dritthellste Objekt im Kuiper-Gürtel ist zugleich der am weitesten von Sonne entfernte Trabant, der bisher entdeckt wurde.

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