Armagnac, meint die Weinbuchautorin Jancis Robinson, sei "mehr als jeder andere Branntwein ein Musterbeispiel für französische Individualität", der, in Bestform, "eine Tiefe, eine natürliche Süße und eine Fülle aufweist, an die auch der beste Cognac nicht herankommt."
Letzteres mögen wir dem Jouvence d'Armagnac von der Domaine de San de Guilhem in Ramouzens zwar nicht so ohne weiteres zusprechen, aber darum geht es auch nicht. Es geht um das Originelle, und für das ist das 20 cl fassende Fläschchen mit seinen fast schon medizinischen 50 Prozent Alkohol ein Musterbeispiel.
Man trinkt diesen Jungbrunnen-Branntwein nämlich nicht wie jeden anderen, sondern setzt ihn tatsächlich zu Heilzwecken (;-) ein, zur "inneren Anwendung", wie die beigefügte Rezeptur bekundet. Dort beruft man sich auf einen gewissen Vital Dufour, Kardinal zu Zeiten Papst Clemens V, der in seinem Buch mit dem heute äußerst zeitgemäß klingenden Titel "Gesund und in Form bleiben" dem Armagnac "40 Tugenden und Anwendungsgebiete" bescheinigte, die auch nach 700 Jahren noch nicht untugendhaft geworden sind. Dass das "Lebenswasser gegen Gicht, Furunkel, Karbunkel und wunde Stellen" helfe - nun gut, mag sein, das konnten wir so schnell nicht testen. Auch nicht, ob es für "Melancholiker" und "Wassersüchtige" nützlich ist. Dass dieser Armagnac aber "bei mäßiger Einnahme" unseren Verstand schärfte, das Erinnerungsvermögen zurückbrachte und uns noch fröhlicher machte, das können wir nur bestätigen. Und ob sich, wie versprochen, unser Alterungsprozess verlangsamt und uns gar unsere Jugend erhalten bleiben wird - darüber können wir nur spekulieren und hoffen.
Nun ist mit dem ganzen Wirken auch eine bestimmte, im Armagnac-Gebiet weit verbreitete Art der Einnahme verbunden, die uns die Verpackungsbeilage wie folgt empfiehlt: "Man lege an jedem traurigen oder verregneten Wintermorgen ein Stück Würfelzucker auf einen Kaffeelöffel und tränke den Zucker vollständig mit der Lösung. Danach mit geschlossenen Augen einnehmen." Und zu den Nebenwirkungen wird angemerkt: "Nicht geeignet für Choleriker und Schreihälse."
Und darum also unser Rat: Das im schmucken gelben Umkarton verpackte Fläschchen "Jouvence" gehört im Winter auf jeden Schreibtisch, nur nicht auf den unserer Vorgesetzten. Sollten selbige es ihnen neiden, dann führen Sie sich die Medizin rasch ein und kontern Sie, denn der Jouvence "lockert die Zunge und gibt Schüchternen, die von Zeit zu Zeit davon trinken, den Mut zurück."
(Den Jouvence d'Armagnac können Sie direkt vom Erzeuger in Frankreich beziehen oder über Jean Jacques Rauch, Tel. +49 7851 48 48 00. Der Preis beträgt etwa 30 DM zzgl. Versand)