Anruf bei...:Jim Taillard, Trump-Opfer

Lesezeit: 2 min

Die Trumps sind keine politische Band. Mit dem designierten US-Präsidenten wollen sie nicht Verbindung gebracht werden. (Foto: Charles Krupa/AP)

Warum ein französischer Sänger seine Band nach dem Wahlsieg von Donald Trump schlicht umbenennen musste. Und was die Vorschläge seiner Fans in der Sache waren.

Von Moritz Geier

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat weltweit Ängste geschürt, einer Musikgruppe aus dem westfranzösischen Poitiers aber hat sie schon einen ganz konkreten Schaden bereitet. Die Elektropop-Band Trumps will so nicht länger heißen, auf Facebook forderten die Musiker ihre Fans daher auf, Vorschläge für einen neuen Namen abzugeben. Glück hat der alte ohnehin nicht gebracht: Vergangenes Jahr veröffentlichten die Trumps ausgerechnet im November ein Album, im Ausnahmezustand der Pariser Terroranschläge ging ihre Werbeaktion unter. "Wir sind wie eine schwarze Katze, vom Pech verfolgt", sagt Jim Taillard, 35, der Sänger der Gruppe.

SZ: Herr Taillard, versuchen Sie es doch positiv zu sehen, einen Vorteil hatte die Wahl Trumps ja doch für Ihre Band: jede Menge Aufmerksamkeit.

Jim Taillard: Oh ja, das kann man sagen. Die Leute reden jetzt über uns, aber sie reden vor allem über unseren Namen und nicht über unsere Musik. Uns wurde nach der Wahl schnell klar: Der Name muss weg.

Warum denn eigentlich?

Wir wollen nicht mit Trump in Verbindung gebracht werden, mit Politik im Allgemeinen nicht. Wir sind überhaupt keine politische Band. Trumps heißt übersetzt "Trümpfe", um diese positive Konnotation ging es uns. Wir wussten zwar, dass Donald Trump existiert, aber wer hätte denn gedacht, dass er US-Präsident wird? Nach der Wahl haben wir unsere Fans gefragt: Hey Leute, wie sollen wir jetzt heißen?

Zum Glück haben Sie ein kreatives Publikum. Welcher Vorschlag hat Ihnen denn am besten gefallen?

Der politisch inkorrekteste war vielleicht das Trump-Zitat: "If she wasn't my daughter I'd probably be dating her" ("Wäre sie nicht meine Tochter, würde ich sie zur Freundin haben wollen"). Wirklich lustig, aber vielleicht ein bisschen lang. Auch sehr gut war: The Le Pens. Aber das hätte natürlich nicht viel geändert, weil Marine Le Pen das französische Alter Ego von Donald Trump ist, eine genauso schlimme Person. Und, mal kurz überlegen, was haben unsere Fans noch empfohlen?

"Pussies" zum Beispiel.

Ja! Als scherzhafter Vorschlag sehr gelungen, weil er doppeldeutig ist. Einerseits könnte es bedeuten, dass wir Feiglinge sind, weil wir unseren Namen ändern und nicht zu unserer ersten Entscheidung stehen. Andererseits ist da natürlich die sexuelle Konnotation, der direkte Link zu Trump und seinem Zitat "Grab them by the pussy". Total beleidigend.

Und "The Hillarys"?

Wirklich großartig! Das war auch der erste Name, der uns eingefallen ist. Wenn man das ausspricht, heißt es im Französischen "Er hat gelacht", il a ri. Das ist doch super. Aber wir haben uns ja schon entschieden.

Ach ja?

Wir werden Odd Zoo heißen. Wir wollten einen Namen, der nicht mit Politik oder bestimmten Leuten in Verbindung gebracht wird. Odd heißt "bizarr" und steht für unsere komische Situation. Und das Wort Zoo beschreibt unser Gefühl über Politik im Allgemeinen. Überall ist es wie im Zoo, die Leute werden in Käfige eingesperrt und fühlen sich wie Tiere. Wir haben da auch an George Orwell gedacht, "Animal Farm".

Ein ziemlich politischer Name für eine unpolitische Band.

Stimmt, aber wir wollten einfach ein bisschen mit dem Ganzen spielen. So hat unser Name etwas Subtiles, eine versteckte Botschaft. Und um beim Politischen zu bleiben: Ich und meine zwei Kollegen, wir haben diesen Namen einstimmig gewählt.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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