Anna Nicole Smith:Objekt studentischer Begierde

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Der Streit um ihre Beisetzung, der Kampf um ihr Erbe: das verstorbene Explaymate liefert Jura-Studenten anschauliches Unterrichtsmaterial.

"Die Studenten haben mich direkt angesprochen: 'Wann reden wir über Anna Nicole Smith?'", berichtet Professorin Susan French von der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Stoff für Knobeleien in den Hörsälen bietet etwa der Streit um die Beisetzung der prominenten Blondine, die am 8. Februar im Alter von 39 Jahren überraschend starb.

Sie wurde an ihrem letzten Wohnort - den Bahamas - beigesetzt. Die Mutter wollte Smith hingegen in Texas beerdigen und zog bis in letzter Minute alle Register vor Gericht. Die genauen Umstände des Todes sind noch nicht bekannt, der Autopsiebericht steht noch aus.

Um das Sorgerecht für Smiths erst wenige Monate alte Tochter Dannielynn streiten sich unterdessen gleich drei Männer. Auch das interessiert die Rechtswissenschaftler an den Universitäten und dürfte sie noch eine ganze Zeitlang beschäftigen.

Vor allem Smiths Testament steht in den Vorlesungen und Seminaren derzeit hoch im Kurs. Sie habe den Text an ihre Studenten verteilt und das Testament zum Thema gemacht, sagt Professorin French.

Auch Kollegen greifen auf den letzten Willen des Explaymates zurück, um auf juristische Fußangeln und Knackpunkte aufmerksam zu machen. Was passiert, wenn Kinder nach dem Verfassen des Testaments geboren werden - wie Dannielynn? Was passiert, wenn ein Begünstigter vor dem Erblasser stirbt - wie Smiths 20-jähriger Sohn Daniel?

Ein Satz, der offenbar künftige Ansprüche etwaiger Ehemänner und Kinder ausschließen soll, macht die Nachwuchswissenschaftler besonders neugierig. Solch eine Klausel nehmen nach Angaben ihrer Dozenten oft Männer in Testamente auf, die einem späteren Anspruch möglicher unehelicher Kinder vorbeugen wollen. Warum findet sich der Satz bei Smith?

Die Spekulationen kochen hoch. War sie eine Eizellen-Spenderin? Gab sie ein Baby zur Adoption frei? Oder rutschte der Satz einfach aufgrund einer unachtsamen Übernahme einer Vorlage in das Testament?

"Unheimlich hilfreich"

Auf die Mängel ins Smiths letztem Willen konzentrieren sich gerade die Studenten von Stephen Urice an der Universität von Miami. Die jungen Juristen sollen daraus lernen, wie sie selbst wasserdichte Testamente verfassen können. "Es war unheimlich hilfreich", lobt der Student Lou Mandarini.

Sean Carney und seinen Freunden an der Universität von Kalifornien gefällt die Aktualität und Greifbarkeit des Falles. Andere Beispiele erschienen oft aus der Luft gegriffen, sagt Carney. "Auch wenn die Fälle, mit denen wir uns beschäftigen, dem wirklichen Leben entstammen, so kommen sie doch in einem dicken, fetten Buch."

Zwei Professoren werden sich weiter intensiv mit dem Fall Smith beschäftigen müssen: Robert Sitkoff und James Lindgren, in deren weit verbreiteten Buch über Erbschaftsrecht der Streit Smiths um das Erbe ihres millionenschweren Mannes J. Howard Marshall II. Einzug gehalten hatte.

Die beiden Wissenschaftler kündigten an, dass Smith auch in der nächsten Auflage zu finden sein soll.

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