Anklage:Ärztin und Krankenschwestern sollen "Katrina"-Opfer ermordet haben

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Die Mitarbeiter eines Krankenhaus in New Orleans sollen während des Hurrikans Patienten tödliche Dosen Morphium und Schlafmittel verabreicht haben.

Nachdem nach dem Hurrikan Katrina immer wieder Gerüchte über Sterbehilfe in den überschwemmten und überhitzten Krankenhäusern in New Orleans kursiert hatten, nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf.

Das Memorial Medical Center in New Orleans. (Foto: Foto: AFP)

Am Dienstag erließ Staaatsanwalt Charles Foti, die jetzt zu der Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Anna Pou und den Krankenschwestern Landry und Laury Budo führten. Die drei Frauen werden nun des "Mordes mit bedingten Vorsatz" angeklagt.

"Ganz einfach Mord"

"Das war keine Sterbehilfe. Das war ganz einfach Mord", sagte Staatsanwalt Charles Foti nach den Verhaftungen. "Wir sprechen hier von Leuten, die vielleicht Gott spielen wollten."

Laut Haftbefehl haben die 50-jährige Pou und die 49- und 43-jährigen Schwestern "am oder um den 1. September" vier Patienten tödliche Dosen verabreicht oder die Verabreichung veranlasst. Die Beschuldigten wurden nach ihrer Verhaftung gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.

Nach dem Hurrikan Katrina wurden im Memorial Krankenhaus über 34 Leichen gefunden. Nach einem Bericht der Washington Post zeigten 14 der Körper Anzeichen einer tödlichen Medikamentendosis. Allerdings reichten die Beweise in nur vier Fällen für eine Verhaftung der Ärztin und der Krankenschwestern aus.

Mitarbeiter waren eingeweiht

Die Washington Post berichtet weiter, laut Haftbefehl seien in vier Leichen hohe Dosen Morphium und des Schlafmittels Midazolam nachgewiesen wurden. Staatsanwalt Foti nannte zunächst kein Motiv für die Tat. Das sei nicht seine Aufgabe.

Laut Gerichtsdokumenten wussten vier Mitarbeiter der Krankenhausverwalteung von Plänen, Patienten durch Überdosen zu töten. Keiner von ihnen habe jedoch gewusst, wer die Entscheidung getroffen habe.

Offenbar wussten auch weitere Mitarbeiter der Organisation Life Care, die die Etage, auf der die die getöten Patienten untergebracht waren unterhält, Bescheid. Einem Ermittler berichteten sie, sie hätten von Plänen gewusst, wonach kein Patient lebend auf der Etage zurückgelassen werden sollte und wonach tödliche Dosen verabreicht werden sollten.

Ausnahmezustand in den Krankenhäusern

Es waren auch Life Care-Anwälte, die den Staatsanwalt einschaltete. Ihnen soll Anna Pou berichtet haben, dass "Entscheidungen zur Verabreichung tödlicher Dosen" getroffen worden sein. Pous Anwalt, Rick Simmons, wies die Vorwürfe gegen seine Mandantin zurück: "Meine Klientin arbeitete fünf Tage fieberhaft, um Patienten zu evakuieren", sagte er der Washington Post.

Im überschwemmten New Orleans herrschte in den Krankenhäusern Ausnahmezustand. Die Gebäude liefen zum Teil mit Abwasser voll. Klimaanlagen fielen aus und die Temperaturen stiegen ins Unerträgliche. Nachdem die Notstromgeneratoren ausgefallen waren, musste das Personal im Licht von Taschenlampen arbeiten. Ärzte baten verzweifelt um Helikopter und Boote zur Evakuierung.

Auch das Memorial Krankenhaus war nach der Überschwemmung von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Strom. Die Patienten wurden erst nach vier Tagen evakuiert.

Im vergangen Jahr wurden die Leiter eines Pflegeheims angeklagt, deren 34 Bewohner in den Fluten starben. Der Fall dauert an.

© AP/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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