Amoklauf in Alabama:"Er löschte seine Familie aus"

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Es traf Verwandte und völlig Fremde: Der Amoklauf von Michael McLendon schockt Alabama. Auf dem Gelände seiner ehemaligen Arbeitsstelle erschoss sich der Täter selbst.

Zuerst sah alles nur nach einem kleinen Wohnungsbrand in der kleinen Ortschaft Kinston im US-Bundesstaat Alabama aus. Doch das Gebäude markierte nur den Anfang des Amoklaufs von Michael McLendon.

US-Soldaten patrouillieren durch die Innenstadt von Samson nach den tödlichen Schüssen. (Foto: Foto: Reuters)

In dem Haus, das in Kingston brannte, wohnte McLendons Mutter. Der 27-Jährige hat das Gebäude in Brand gesetzt und die Frau erschossen. Mit dieser Tat begann sein Amoklauf, der zehn Menschen das Leben kostete. Am Ende richtete McLendon die Waffe gegen sich selbst.

"Er begann in dem Haus seiner Mutter", sagte Rechtsmediziner Robert Preachers. "Dann fuhr er nach Samson und tötete seine Oma, seinen Opa, seine Tante, seinen Onkel. Er löschte seine Familie aus."

In Samson, dem Wohnort von McLendons Großeltern fielen noch andere, Unbeteiligte dem Amokläufer zum Opfer: Die Frau eines Hilfssheriffs und ihr 18 Monate altes Kind, die zufällig zu Besuch bei der Familie waren, wurden erschossen. Ein weiteres Kind wurde schwer verletzt in eine Klinik geflogen.

McLendon fuhr dann mit dem Auto in Samson herum und feuerte aus dem Autofenster wahllos auf Passanten. Unter anderem traf es einen Mann in einem Wohnmobil. "Er hat in der ganzen Stadt geschossen", sagte der Staatsanwalt Kirke Adams.

Anschließend lieferte sich McLendon eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei, flüchtete in Richtung Highway 52 und gab sieben Schüsse auf den Wagen der Beamten ab. Weitere Opfer der Amokfahrt wurden ein Mann und eine Frau, als sie aus dem Laden einer Tankstelle trat.

Ein Mann wurde am Steuer seines Autos erschossen, ein weiterer, als er weglaufen wollte. An einem Geschäft der Wal-Mart-Kette gab er mehrere Schüsse ab.

Greg McCullough wurde Augenzeuge des Geschehens: Er tankte gerade seinen Lastwagen, als der Amokläufer mit hoher Geschwindigkeit auf einen Parkplatz fuhr und abrupt auf die Bremse trat. "Ich dachte zuerst, da macht jemand Spaß", sagte McCullough. Aber dann sah er das Gewehr.

McLendon begann zu schießen, tötete die Frau und verletzte McCullough mit einem Querschläger. "Ich bin völlig schockiert, dass jemand so etwas tun kann", sagte er.

Die Endstation der Todesfahrt: Das Gelände einer Fabrik. Dort stieg McLendon aus und feuerte auf die Polizisten, die ihn verfolgten. Dann betrat der Amokläufer das Gebäude und erschoss sich.

Das Gebäude gehörte der Firma "Reliable Metal Products", wo McLendon arbeitete. Vor kurzem gab es Entlassungen in der Fabrik. US-Medienberichten zufolge gehörte auch McLendon zu den Betroffenen.

Der Bürgermeister von Samson, Clay King, sagte, er habe den Täter ebenso gekannt wie die Opfer. Jetzt wolle er sich aber erst einmal um die Einwohner kümmern und ihnen in ihrer Erschütterung beistehen. In der First Baptist Church wurde ein Krisenzentrum mit Psychologen eingerichtet.

"Ich lebe hier seit 44 Jahren und hätte nie gedacht, dass so etwas bei uns passieren könnte." Während im Krankenhaus von Geneva immer mehr Verletzte eingeliefert wurden, sagte Klinikleiter John Rainey: "Das ist etwas, womit man in Atlanta oder anderen großen Städten rechnet, aber doch nicht bei uns. Unsere Krankenschwestern sind in Tränen zusammengebrochen, als sie hörten, was da passiert und dass sie vielen nicht helfen können."

Erinnerungen wurden wach an ein anderes schreckliches Drama in Alabama, das sich vor sieben Jahre ereignet hatte: Ein junger Mann schoss damals sechs Angehörige der Familie seiner 16-jährigen Freundin auf einer Farm in Luverne nieder. Der Täter wurde drei Jahre später zum Tode verurteilt.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/AFP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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