Amadou Toumani Touré:Malis Präsident mit den guten Kontakten

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Ein Christ als Volksheld in einem muslimischen Land? Ein ehemaliger Militärdiktator als neue Hoffnung? Auf den ersten Blick hätte man vielleicht nicht erwartet, dass ein Mann wie Amadou Toumani Touré im vergangenen Jahr Chancen haben konnte, neuer Präsident von Mali zu werden

Von Michael Bitala

(SZ vom 19.8. 2003) - Doch ATT, wie er von der Bevölkerung genannt wird, errang als parteiloser Kandidat den Sieg mit mehr als 65 Prozent der Stimmen - und das auch noch gegen 23 Konkurrenten. Nicht nur der Präsident, ganz Mali ist eine Ausnahmeerscheinung.

Das westafrikanische Land kommt zwar nur selten in die internationalen Schlagzeilen, aber das ist in Afrika durchaus ein positives Zeichen.

Es gibt keinen Bürgerkrieg und die Eliten versuchen nicht wie in anderen afrikanischen Staaten, das Land auszuplündern.

Mali gehört immer noch zu den zehn ärmsten Ländern der Welt, auch die Korruption ist noch weit verbreitet, aber dennoch hat Mali seit mehr als zehn Jahren einen überraschenden Wandel hin zu Demokratie und zu Wirtschaftsreformen geschafft - und dafür ist nicht zuletzt Staatschef Touré verantwortlich.

Der am 4. November 1948 geborene Karriere-Soldat, der in der Sowjetunion und in Frankreich ausgebildet wurde, stieg in der ehemaligen Militärregierung Malis bis zum Chef der Präsidentengarde auf.

Makelloser Ruf

1991 putschte er gegen den Diktator Moussa Taoré, der das Land 26 Jahre lang ausgeplündert hatte und jede Opposition unterdrücken ließ.

Dass Touré schon ein Jahr später wieder seine Macht abgab und den Weg für eine demokratische Regierung freimachte, begründete seinen bis heute makellosen Ruf.

Die Malier schätzen den Mann als engagierten, weitsichtigen und mitfühlenden Menschen, dem wirklich an der Zukunft des Landes gelegen ist - auch damit ist Touré eine Ausnahme unter afrikanischen Präsidenten.

Nachdem Touré 1992 seine Macht an eine Zivilregierung abgegeben hatte, engagierte er sich als Friedensstifter in afrikanischen Konflikten, er verhandelte in Burundi und in der Zentralafrikanischen Republik, und er war auch als Kongo-Vermittler der UN im Gespräch, bevor er sich im vergangenen Jahr zur Präsidentschaftskandidatur entschloss.

Entscheidend für seine Wahl war sicherlich das enge Verhältnis zu Alpha Oumar Konaré, der von 1992 bis 2002 regierte und nicht nur das Land reformierte, sondern auch enge Beziehungen zu Amerika und zu Europa aufbaute.

Konaré war Tourés Lehrer am Kolleg von Badala in der Hauptstadt Bamako, außerdem trafen sie sich jahrelang wöchentlich zu Beratungen.

Und beide Männer suchten den Ausgleich mit den Tuareg, die von der früheren Militärdiktatur brutal unterdrückt wurden. Nicht zuletzt die guten Beziehungen Tourés zu diesem Wüstenvolk brachten Fortschritte in der Geiselkrise.

Wieviel Lösegeld die Regierung Malis für die entführten Touristen bezahlen muss, ist nicht bekannt. Präsident Touré kann sich jedoch sicher sein, dass die Belohnung, die er von der deutschen, niederländischen und schweizerischen Regierung dafür bekommt, um ein Vielfaches höher sein wird.

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