Alkohol in Afghanistan:Schluckspechte bei der Bundeswehr?

Eine riesige Menge alkoholhaltiger Getränke wurde 2007 für die Bundeswehr nach Afghanistan gebracht. Nur auf den ersten Blick macht die Menge schwindelig.

Mehr als eine Million Liter Alkohol sind 2007 in die Bundeswehrlager in Afghanistan gebracht worden. Genauer: 990.000 Liter Bier und 69.000 Liter Wein und Sekt, wie das Verteidigungsministerium auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag auflistete. Deren Abgeordnete Elke Hoff sagte dazu der Bild-Zeitung: "Alkohol spielt offenbar in den Camps der Bundeswehr eine besorgniserregende Rolle." Fragt sich nur, wie viele Trinker auf diese Menge kommen.

Zahlenspielereien, aber nicht zu viel Alkohol gibt es bei der Bundeswehr in Afghanistan. (Foto: Foto: AP)

Das Verteidigungsministerium, dem bei der Beantwortung von Abgeordneten-Anfragen mitunter schon Vernebelung vorgehalten wurde, schlüsselte die Flüssigkeitsangaben am Mittwoch präzise auf. Unterstellt, dass ausschließlich deutsche Angehörige des ständig rund 3500 Soldaten umfassenden Kontingents in Afghanistan den Alkohol genossen haben, macht das einen Tagesverbrauch von 0,77 Litern pro Soldat, sagte Ministeriumssprecher Thomas Raabe süffisant.

Damit ist der Verbrauch niedriger als erlaubt, denn im Einsatzgebiet gilt die "Zwei-Dosen-Regelung", wonach jeder Soldat am Tag zwei Dosen Bier von jeweils 0,5 Litern trinken darf - sofern keine dienstlichen Belange entgegenstehen. Von den durchschnittlich 0,77 Litern gehen nun aber noch die Mengen ab, die nicht von den deutschen Soldaten geschluckt werden: Soldaten anderer Nationen, Polizisten oder Besuchergruppen.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Jens Plötner, ergänzte der Vollständigkeit halber freimütig, auch Delegationen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) müssten auf die Liste gesetzt werden. Denn der Minister sitze im Anschluss an die Dienstgeschäfte derweilen gesellig mit den Soldaten zusammen. "Dabei kommt es gelegentlich zum Konsum von ein oder zwei Dosen Bier." Aber damit nicht genug. "Bei mitreisenden Journalisten habe ich Ähnliches beobachtet", sagte Plötner lächelnd.

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