Alexander der Große:Getötet vom West-Nil-Virus

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Der Feldherr war mächtig genug, sein Königreich Mazedonien bis nach Persien, Ägypten und Indien auszudehnen. Doch gegen winzige Krankheitserreger kam er nicht an. Bislang vermuteten Wissenschaftler, der Eroberer wäre an Malaria oder Typhus gestorben. Zwei US-Forscher sind anderer Meinung.

Wie die zwei Wissenschaftler im Fachblatt Emerging Infectious Diseases (Bd.9, S.1599, 2003) berichten, kamen sie über eine Computerdiagnose zu dem überraschenden Schluss, dass Alexander der Große (356 bis 323 v. Chr.) möglicherweise am West-Nil-Virus gestorben ist.

Alexander der Große starb mit 33 Jahren - doch woren? (Foto: N/A)

Der Mazedonier war nach kurzer Krankheit in Babylon, nahe dem heutigen Bagdad, gestorben. Seit Jahren rätseln Geschichtswissenschaftler über die Todesursache.

Der Epidemiologe John Marr von der Gesundheitsbehörde des US- Bundesstaates Virginia in Richmond und Charles Calisher von der Universität von Colorado in Fort Collins kamen über ein Zitat des griechischen Philosophen Plutarch auf die Spur des Erregers, der sich in diesem Sommer auch in den USA ausgebreitet hatte:

"Als Alexander die Tore Babylons erreichte, sah er über sich eine große Anzahl Raben fliegen, die sich gegenseitig hackten, und einige von diesen fielen tot zu seinen Füßen."

Das West-Nil-Virus kommt vor allem in Afrika, im westlichen Asien und dem Mittleren Osten vor, wird von Vögeln verbreitet und von Moskitos auf Menschen übertragen, für die es allerdings nur in Ausnahmefällen tödlich ist.

Die Wissenschaftler nahmen an, dass diese Raben mit dem Virus infiziert waren und gaben diese Hypothese samt der bekannten Krankheitssymptome Alexander des Großen - Infektion der Atemwege, Leberbeschwerden, Ausschlag - in ein computergestütztes Diagnoseprogramm ein: "Die Antwort war West-Nil, 100 Prozent", zitiert die Online-Ausgabe des Fachblatts Nature Calisher. Für die Sicherheit der Ergebnisse wollte er allerdings nicht bürgen.

Der Seuchenexperte Thomas Mather von der Rhode-Island-Universität in Kingston beurteilte die Resultate skeptisch. Das West-Nil-Virus töte normalerweise nur Ältere oder Patienten mit geschwächtem Immunsystem, erklärte er Nature, aber nicht jemanden wie Alexander den Großen: "Wenn er wirklich so groß war, dann hätte ihn diese Krankheit doch nicht umgehauen."

(sueddeutsche.de/dpa)

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