Air France: Schwierige Suche:Panne bei der Bergung der Wrackteile

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Wo ist das Wrack des Unglücksfliegers? Die Trümmer, die die brasilianische Luftwaffe im Atlantik geborgen hat, stammen doch nicht von dem Airbus der Air France.

Die Einsatzteams der brasilianischen Luftwaffe und der Marine versuchen weiter, Wrackstücke der im Atlantik abgestürzten Air-France-Maschine zu bergen. Eine am Donnerstag von einem Hubschrauber aus der See gefischte Fracht-Palette sei aus Holz und gehöre "100-prozentig" nicht zum Airbus, sagte der Sprecher der Luftwaffe, Ramon Cardoso, am Abend in Recife.

Eine Holzpalette schwimmt im Atlantik in der Region der vermuteten Absturzstelle der Air-France-Maschine. (Foto: Foto: AFP)

Doch auch diese Spur stamme nicht von dem Flieger. Die Menge des gefundenen Benzins würde die Menge an Bord des Fliegers weit übersteigen, sagte Cardoso.

"Wir haben bislang kein Teil des abgestürzten Flugzeuges geborgen." Suchflugzeuge hatten in den vergangenen Tagen in dem Seegebiet Kerosin-Spuren und mehrere Wrackteile gesichtet, darunter auch einen Flugzeugsitz.

"Die Suche geht weiter", sagte Cardoso. Bislang seien weder Überlebende noch Leichen gesichtet worden. Von den 228 Insassen des Unglücks-Airbus fehlt nach wie vor jede Spur. 100 Stunden nach dem Unglück sänken die Chancen minütlich, überhaupt noch Insassen der Maschine zu finden, so Cardoso.

Für die Angehörigen der Insassen herrscht damit weiter Ungewissheit. Dabei hatte der brasilianische Verteidigungsminister Nelson Jobim bereits am Dienstag mitgeteilt, man habe etwa 650 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Insel Fernando de Noronha ein Trümmerfeld entdeckt, das sich über rund fünf Kilometer erstrecke.

"Alles deutet darauf hin, dass die Maschine dort abgestürzt ist. Wir gehen davon aus, dass es sich um den Airbus (der Air France) handelt", hatte Jobim mitgeteilt. Auch die Angehörigen der Passagiere und Besatzungsmitglieder in Rio hatte er über die Fundstücke informiert. Es hieß, unter den gesichteten Trümmer befinde sich ein Passagiersitz, eine orangefarbene Boje, Metallteile und eine Kilometerlange Spur von Kerosin.

Doch auch diese Spur stamme nicht von dem Flieger. Die Menge des gefundenen Benzins würde die Menge an Bord des Fliegers weit übersteigen, sagte Cardoso.

Unter den Passagieren des Airbus A330 waren 28 Deutsche, wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin mitteilte. Bislang war man von 26 deutschen Passagieren ausgegangen. Nach neuen Erkenntnissen hatten aber zwei der Insassen die doppelte Staatsbürgerschaft. Das jüngste deutsche Opfer war ein zweijähriges Mädchen, das älteste ein 70 Jahre alter Mann.

6000 Quadratkilometer Ozean

Die Luftwaffe ist in dem Gebiet rund 1200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste mit elf Maschinen im Einsatz. Auch Frankreich und die USA entsandten Suchflugzeuge. Die Marine schickte mehrere Schiffe, darunter eine Fregatte, in das Absturzgebiet. Die zu durchkämmende Region wurde auf 6000 Quadratkilometer eingegrenzt. Das entspricht etwa der zweieinhalbfachen Fläche des Saarlandes.

Für Freitag sagen die Meteorologen schlechte Wetterbedingungen voraus. Dadurch werde die Suchaktion erschwert, sagte Cardoso. Die genaue Absturzstelle des Wracks ist noch völlig unklar.

Auch von dem Flugschreiber fehlt bislang jedes Signal. Französische Experten haben kaum Hoffnung, die Black Box zu bergen, da der Atlantik in dem Gebiet zwischen 2000 und 3000 Meter tief ist; das Flugzeugwrack wird in dieser Tiefe vermutet.

Am Donnerstag kamen neue Spekulationen über die Ursache der Katastrophe auf: Die französischen Zeitung Le Monde berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass das Flugzeug mit unangemessener Geschwindigkeit in der Gewitterzone über dem Meer geflogen sei - was auf einen Pilotenfehler hinweisen würde. Allerdings könnten auch starke Winde in der Unwetterzone die Geschwindigkeit des Flugzeugs drastisch verändert haben.

"Wir verbergen nichts"

Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner versicherte nach einem Kurzbesuch in Rio, dass bei der Untersuchung der Unglücksursache keine Informationen zurückgehalten würden. "Wir verbergen nichts, und wir hätten auch keinerlei Grund, etwas zu verheimlichen", sagte der Minister, der am Donnerstag an einer Trauerfeier für die Absturzopfer in Rio teilnahm. Am Freitag ist in Rio ein katholischer Trauergottesdienst geplant, an dem auch Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva teilnehmen werde.

Kouchner betonte, derzeit gebe es noch keine Erklärung für den Absturz. Mit Blick auf Spekulationen über eine Explosion oder einen Terroranschlag sagte er: "Keine Hypothese kann beiseitegeschoben werden, aber wir haben keine Beweise."

Kouchner bekräftigte, dass es in Frankreich noch keine offizielle Erklärung gebe, die den Tod der Insassen des Flugzeuges feststellt: "In Frankreich kann das nur der Generalstaatsanwalt nach einer Frist von drei Monaten, die auf drei Wochen verringert werden kann."

© sueddeutsche.deAP/dpa/hai/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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