Air-France-Maschine verschollen:Pilot sichtet "orangefarbene Punkte" im Atlantik

Die Hinweise auf einen Absturz der Air-France-Maschine verdichten sich: Ein Pilot will brennende Teile im Atlantik gesehen haben. An Bord der verschollenen Maschine waren 228 Menschen - darunter nach Angaben der Fluggesellschaft auch 26 Deutsche.

Über das Schicksal der vermissten französischen Air-France-Maschine mit 228 Insassen, darunter zwölf Crewmitglieder, herrscht noch immer Unklarheit. Die Suche nach der seit mehr als 24 Stunden vermissten Passagiermaschine ist auch in der Nacht erfolglos geblieben. Trotz aller Bemühungen fanden Suchflugzeuge keine Spuren der Maschine vom Typ Airbus A330-200. Die Fluggesellschaft lokalisierte den möglichen Absturzort etwa auf halber Strecke zwischen der brasilianischen und der afrikanischen Küste.

Flugzeug Reuters

Warten ohne Hoffnung: Eine Maschine der Air France ist vom Radarschirm verschwunden - mit 228 Menschen an Bord. Angehörige in Brasilien haben sich auf das Schlimmste eingestellt.

(Foto: Foto: AP)

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sagte, die USA seien gebeten worden, mit ihren Satelliten die Suche zu unterstützen. US-Präsident Barack Obama hat inzwischen die Unterstützung seines Landes zugesichert. "Die Vereinigten Staaten gewähren jede notwendige Mithilfe, um herauszufinden, was passiert ist", sagte Obama dem französischen Fernsehsender i-Télé. "Auch wenn wir nichts Genaues wissen, hat diese Nachricht uns das Herz zerrissen", ergänzte der US-Präsident. "All meine Gedanken sind bei den Familien, die warten."

Es handelt sich möglicherweise um die schwerste Katastrophe in der Zivilluftfahrt seit 2001. Nach Angaben von Air France in Paris sollen sich an Bord unter anderen 61 Franzosen, 58 Brasilianer und 26 Deutsche befinden.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte, dass sich deutsche Passagiere an Bord befunden hätten. Allerdings sei die Zahl der Opfer weiter unklar. Das Auswärtige Amt wollte am Dienstagmorgen auf Anfrage von sueddeutsche.de aber keine Zahlen nennen. Steinmeier sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks haben neun der vermissten Menschen ihren Wohnsitz in Bayern. Nach Angaben des Roten Kreuzes wollten elf Passagiere nach Stuttgart weiterreisen. Der Pariser Nachrichtensender i-Télé berichtet, dass auch der Südamerika-Chef des Reifenherstellers Michelin und Angehörige der früheren brasilianischen Monarchenfamilie an Bord waren.

"Leuchtende Punkte auf hoher See"

Derweil verdichten sich die Hinweise auf einen Absturz: Ein Pilot der brasilianischen Fluglinie TAM bemerkte während eines Atlantik-Fluges in der Nacht zum Montag möglicherweise brennende Teile auf der Meeresoberfläche. Die brasilianische Luftwaffe bestätigte am Montag (Ortszeit), der Pilot habe mitten im Atlantik "orangefarbene Punkte" bemerkt. Die Beobachtung könnte in etwa mit dem Zeitpunkt des vermuteten Absturzes der Air-France-Maschine zusammenfallen.

Die Mannschaft des TAM-Flugzeuges "sah leuchtende Punkte auf hoher See auf dem Kurs zwischen Europa und Brasilien etwa 1300 Kilometer von der Insel Fernando de Noronha", heißt es in einer Erklärung der Fluglinie. Fernando de Noronha liegt etwa 350 Kilometer vor der brasilianischen Küste.

Die französische Maschine, das von Rio nach Paris unterwegs war, ist mit Sendern ausgestattet, die im Fall eines Absturzes noch tagelang Signale abgeben. Doch von keinem der drei Notfallsender der Maschine sei ein solches Signal gekommen. Laut Expertenmeinung ist dies ein Zeichen dafür, dass die Katastrophe sehr schnell eingetreten ist. Die Notsignale könnten bei dem Unglück zerstört worden sein.

Unterdessen wird weiter über mögliche Ursachen des Verschwindens spekuliert. Air France hatte recht früh einen Blitzeinschlag genannt. Die Maschine vom Typ Airbus A330-200 war während des Nachtflugs in einem großen Unwettergebiet in schwere Turbulenzen geraten und hatte Probleme mit der Stromversorgung gemeldet.

Sarkozy gab zu Bedenken, auch andere Flugzeuge hätten diese Turbulenzen durchflogen. In diesen Breiten gewittert es nach Angaben des französischen Wetterdienstes dauernd. Ein Experte sagte dem Sender i-Télé, diese Probleme seien den Piloten bekannt. Die These eines Terroranschlags gilt inzwischen als höchst unwahrscheinlich.

Am Pariser Flughafen Charles de Gaulle wurden Angehörige am Montag von Psychologen betreut. Fernsehbilder zeigten einen Mann, der fassungslos die Hände vor das Gesicht hielt, und eine Frau mit rotgeweinten Augen. Ein französisches Ehepaar in Rio zeigte sich dagegen glücklich, dass sie trotz intensiven Bemühens keinen Platz für den ausgebuchten Flug bekommen hatten.

Der Airbus war gegen 0.30 Uhr (MESZ) am Montagmorgen in Rio gestartet. Dreieinhalb Stunden später gab es den letzten Kontakt mit der brasilianischen Flugkontrolle. Da war das Flugzeug schon 560 Kilometer von der Küste entfernt und flog in 11.000 Metern Höhe. Air France alarmierte die brasilianischen und afrikanischen Luftfahrtämter. Die Besatzung war sehr erfahren, der Pilot hatte 11.000 Flugstunden hinter sich.

Air France hat die kostenlose Hotline 0033/1 57 02 10 55 für Anrufer aus dem Ausland eingerichtet.

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