Affäre um Kinderhilfswerk:Unicef soll Garlichs' Lebensversicherung bezahlt haben

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In der Affäre um Unicef Deutschland hat die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen verstärkt: Angeblich ließ sich der zurück- getretene Geschäftsführer Garlichs von der Organisation eine Lebensversicherung finanzieren.

In der Affäre um angebliche Verschwendung bei Unicef Deutschland hat die Kölner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen verstärkt. Es würden weitere Unterlagen überprüft, sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld dem Magazin Focus. Darunter seien Papiere über eine Lebensversicherung, die Unicef zu Gunsten des am Freitag zurückgetretenen Geschäftsführers Dietrich Garlichs finanziert haben soll.

Garlichs hatte die Verantwortung für den Vertrauensverlust in den vergangenen Wochen übernommen. Während der Interimsvorsitzende von Unicef Deutschland, Reinhard Schlagintweit, Garlichs' Entscheidung bedauerte, begrüßten Mitglieder des Unicef-Komitees den Schritt.

Gegen Garlichs werde wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. So werde unter anderem im Zusammenhang mit einer Großspende von einer halben Million Euro die Provision für einen Spendensammler geprüft, sagte Oberstaatsanwalt Feld. Der Mann habe 30.000 Euro bekommen, ohne die Spende akquiriert zu haben.

Unicef und insbesondere Garlichs war vorgeworfen worden, hoch dotierte Beraterverträge für pensionierte Mitarbeiter, fragwürdige Provisionen für Spendenvermittler und einen teuren Umbau der Kölner Zentrale mit Spendengeldern bezahlt zu haben.

Aberkennung des Spenden-Siegels?

Garlichs Rücktritt hatte die Kritik an den Praktiken des UN-Kinderhilfswerk nicht beenden können. Der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), Burkhard Wilke, kündigte im Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung an, weiterhin zu prüfen, ob Unicef das Spenden-Siegel aberkannt werden solle.

"Der Rücktritt ist eine personelle Frage, die helfen kann, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, aber das ändert die Strukturen nicht", sagte Wilke der Zeitung. Das Institut vergibt dem Bericht zufolge jedes Jahr das Spenden-Siegel an mehr als 200 Organisationen.

Politiker von SPD und Grünen forderten derweil als Konsequenz aus der Unicef-Krise mehr Transparenz bei dem Kinderhilfswerk. Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn appellierte in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung an die Organisation, regelmäßig die Gehälter von Geschäftsführung und Vorstand zu veröffentlichen. Auch der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Rainer Wend forderte mehr Transparenz.

Rupert Strachwitz, Mitglied des deutschen Beirats von Transparency International, machte sich ebenso für einen solchen Schritt stark. Gerade eine gemeinnützige Organisation müsse bei der Transparenz "Trendsetter und kein Nachzügler" sein, sagte er.

Der Zeitung zufolge teilte das Kinderhilfswerk auf Anfrage mit: "Unicef veröffentlicht die Gehälter der Mitarbeiter nicht, da diese der Privatsphäre zugehören."

Am Freitag war Garlichs vom Posten des Geschäftsführers zurückgetreten und hatte erklärt, der übernehme die volle Verantwortung für den "Vertrauensschaden". Garlichs waren zu großzügige Honorare für externe Berater vorgeworfen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Untreue.

© AFP/AP/dpa/Reuters/beu/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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