Älteste Monarchie der Welt:Japan jubelt über Thronfolger

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Alle TV-Sender unterbrachen für diese Nachricht ihr Programm: Prinzessin Kiko hat einen Sohn zur Welt gebracht. Nach der japanischen Verfassung kann nur ein Mann Kaiser werden.

In Japan ist damit erstmals seit mehr als 40 Jahren wieder ein Prinz in die kaiserliche Familie geboren worden. Prinzessin Kiko brachte ihr drittes Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Damit haben sich die Hoffnungen vieler Japaner erfüllt, denn der ältesten Monarchie der Welt drohte in der übernächsten Generation mangels männlichem Nachwuchses das Aus.

A Prince is born: Japanische Zeitungen druckten Extraausgaben mit der freudigen Nachricht (Foto: Foto: Reuters)

Der Junge steht in der Thronfolge nun an der dritten Stelle hinter seinem Onkel Kronprinz Naruhito und seinem Vater Prinz Akishino (40). "Das sind gute Nachrichten", freute sich Ministerpräsident Junichiro Koizumi. Der 39-jährigen Mutter Kiko und ihrem Baby gehe es gut, wie japanische Medien berichteten.

"Ein Junge? Ich bin begeistert", freute sich auch eine Hausfrau im Fernsehen. Zeitungen druckten Extraausgaben, das Fernsehen strahlte seit dem frühen Morgen Sondersendungen aus.

Viele Japaner erfuhren die frohe Nachricht während der Fahrt zur Arbeit im Radio oder auf dem Fernsehbildschirm ihrer Navigationsgeräte. "Jetzt ist die Thronfolge erst einmal sicher gestellt", zeigte sich ein Professor und Befürworter der männlichen Thronfolge-Tradition erleichtert.

Weibliche Thronfolge vom Tisch

Die Regierung von Junichiro Koizumi hatte noch vor einigen Monaten angesichts des Mangels an männlichem Nachwuchs erste Schritte für eine Einführung der weiblichen Thronfolge unternommen. Damit hätte die Tochter von Kronprinzessin Masako (42), die vierjährige Prinzessin Aiko, Aussichten gehabt, einmal den Thron zu besteigen.

Unter dem Druck des konservativen Flügels seiner Partei LDP legte Koizumi das Projekt nach Bekanntwerden von Kikos Schwangerschaft aber auf Eis. Die Geburt ihres Cousins dürfte diese Diskussion nun erst einmal verhindern. Manche hoffen dennoch, dass Kronprinzessin Masako (42) nun aufatmen kann.

Weniger Druck auf Prinzessin Masako?

Jahrelang hatte Masako darunter gelitten, als Frau des Kronprinzen und damit nächsten Kaisers selbst den erhofften Thronfolger gebären zu müssen. Doch Beobachter halten es für wenig wahrscheinlich, dass der Druck auf Masako nun weichen wird.

Vielmehr werde sie dadurch, dass nun ihre Schwägerin den zukünftigen Thronfolger zur Welt gebracht hat, eine Herabstufung erleben. Anhänger der seit langem erkrankten Masako befürchten, dass Japans Medien nun erst recht einen Wettbewerb starten, wer die bessere Prinzessin ist, Masako oder Kiko.

Für Prinzessin Kiko (39) und Prinz Akishino (40) ist es das dritte Kind. Das Baby wiegt 2558 Gramm und ist 48,8 Zentimeter lang, gab das Hofamt bekannt. Es war das erste Mal, dass in der engeren Familie des Kaiserhauses ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht wurde. Auch wurde bisher nicht außerhalb des Palastes entbunden.

Schwert vom Großvater

Das Elternpaar hat bereits zwei Töchter, die elf- und 14-jährigen Prinzessinnen Kako und Mako. Ihr im Krankenhaus Aiiku geborenes Brüderchen sei zwar etwas kleiner als der Durchschnitt, aber dies stelle für das Heranwachsen kein Problem dar, hieß es.

Zum Auftakt einer ganzen Serie von Ritualen sollte das Kind später ein Schwert von seinem Großvater Akihito geschenkt bekommen. Der Kleine, dessen Name zunächst nicht bekannt wurde, ist das vierte Enkelkind des Kaisers.

Die 42-Jährige Prinzessin Masako und ihr Ehemann, Kronprinz Naruhito, haben ein Kind, die vierjährige Prinzessin Aiko. Das Paar ist seit 13 Jahren verheiratet. Die ehemalige Karrierefrau Masako leidet jedoch an einer schweren Depression. Sie halte den schweren psychischen Druck, keinen männlichen Thronfolger geboren zu haben, nicht aus, sagen manche Japaner.

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