Ägypten:Verschleppte Deutsche freigelassen

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"Sicher und wohlauf": Drei Tage nach ihrer Entführung in Ägypten sind die elf europäischen Touristen und ihre Begleiter nach Angaben des ägyptischen Außenministers wieder frei.

Elf in Ägypten verschleppte europäische Touristen, darunter fünf Deutsche, sind nach Angaben des ägyptischen Außenministers Ahmed Abul Gheit wieder frei. "Sie sind freigelassen worden, alle - sicher und wohlauf", sagte der Minister am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York. "Es war eine Gruppe von Banditen", fügte der Minister hinzu.

In einer Steinwüste im Süden des Landes waren die Teilnehmer einer Wüstensafari verschleppt worden. (Foto: Foto: AP)

Die fünf Deutschen waren ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge am Freitag gemeinsam mit fünf Italienern, einem Rumänen und acht Einheimischen in einem entlegenen Wüstengebiet in der Nähe der Grenze zum Sudan verschleppt worden. Die Entführer forderten demnach sechs Millionen Euro Lösegeld. Das Auswärtige Amt (AA) in Berlin hatte die Entführung bestätigt und bereits seinen Krisenstab eingeschaltet.

Angeblich kein Lösegeld gezahlt

Die Entführung war am Montagmittag bekanntgeworden. Nach Informationen des Außenministeriums in Berlin ereignete sich die Tat schon am vergangenen Freitag. Ein Behördensprecher in der südägyptischen Stadt Assuan sagte, die elf Touristen und ihre ägyptischen Begleiter würden spätestens am Dienstagmorgen in der Stadt Abu Simbel erwartet. Für die Freilassung der Gruppe sei kein Lösegeld bezahlt worden.

Nach offizieller ägyptischer Darstellung war die Reisegruppe in vier Geländewagen auf einer Wüstensafari im Gilf Kebir, dem Grenzgebiet zum Sudan, unterwegs, als sie von vier bewaffneten und maskierten Männern angegriffen wurde. Die Entführer zwangen die Fahrer mit vorgehaltener Waffe, auf sudanesisches Territorium zu fahren.

Bei den entführten Ägyptern handelte es sich um die vier Fahrer, zwei Reiseführer, einen Sicherheitsbeauftragten sowie den Besitzer des Reiseunternehmens. Diesem gelang es nach ägyptischer Darstellung, mit seiner Frau zu telefonieren. Er informierte sie, dass die Entführer eine Bande von Gangstern seien, der es ausschließlich um Lösegeld gehe. Nichts deutete auf einen Terrorakt hin.

Die Entführung war die erste Geiselnahme ausländischer Touristen in Ägypten seit Jahrzehnten; allerdings haben militante Islamisten in den vergangenen Jahren wiederholt Bombenanschläge verübt und der Tourismusindustrie erheblichen Schaden zugefügt. Zuletzt waren Anschläge auf Touristen im Nil-Tal selten. Dagegen wurden auf der zu Ägypten gehörenden Halbinsel Sinai zwischen 2004 und 2006 mehrere Bombenanschläge auf touristische Ziele verübt, wofür die Regierung radikal-islamische Beduinen verantwortlich machte.

Das Auswärtige Amt zählt Ägypten zu den nordafrikanischen Staaten, in denen die "Gefahr des islamistischen Terrorismus" wachse. "Ausländer, gerade auch deutsche Staatsangehörige, sind einem wachsenden Anschlags- und Entführungsrisiko ausgesetzt. Überlandfahrten im Saharagebiet sind mit Risiken behaftet", heißt es auf der Webseite des AA.

Die Entführung in der Wüste traf die Sicherheitsbehörden offenbar unvorbereitet. Ihre Strategie zielte bisher darauf ab, Terroranschläge am Roten Meer und in Kairo zu verhindern.

© SZ vom 23.9.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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