"Phantom von Heilbronn":Justizminister hält Rätsel für gelöst

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Die Ermittler gingen offenbar jahrelang den eigenen Methoden auf den Leim. Das Justizministerium in Baden-Württemberg nimmt die Polizei jedoch in Schutz.

Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll (FDP) hält das Rätsel um das "Phantom von Heilbronn'" für gelöst. Die an Dutzenden Tatorten gefundenen DNA-Spuren stammten vermutlich nicht von der angeblichen Serientäterin und Polizistenmörderin, sondern seien eher auf Verunreinigungen von Wattestäbchen der Spurensicherung zurückzuführen: Dies habe "eine hohe Plausibilität", sagte Goll am Donnerstag in Stuttgart.

Justizminister Goll: "Das hätte nicht passieren dürfen." (Foto: Foto: dpa)

Er stelle sich darauf ein, dass es tatsächlich so war. "Das hätte natürlich nicht passieren dürfen", sagte Goll. Den Ermittlern dürfe daraus aber kein Vorwurf gemacht werden. Sie hätten nichts falsch gemacht. "Die sehen es einem Wattestäbchen ja nicht an, dass da schon was dran ist."

Sollte die Wattestäbchen-Variante stimmen, müssten in DNA-Untersuchungen neue Sicherungsverfahren eingebaut werden, forderte der Justizminister. Alle müssten sich zudem nochmals klar machen, dass man mit DNA auch falsche Spuren legen kann.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dringt bei den Untersuchungen von möglichen Verunreinigungen der DNA-Analyse zum "Phantom von Heilbronn" auf eine schnelle Klärung der Angelegenheit. GdP-Sprecher Rüdiger Holecek sagte am Donnerstag, es werde sicherlich recht schnell feststehen, zu wem die Spuren passten. "Die Polizei muss sich darauf verlassen können, dass das Arbeitsmaterial einwandfrei ist." Der Sprecher sagte, es sei schön längere Zeit in Polizeikreisen diskutiert worden, dass bei der Häufigkeit der DNA-Treffer und den unterschiedlichen Tatorten etwas nicht stimmen könne. Die Verdachtsmomente gebe es schon länger. Holecek sagte: "Dieser Fall ist außergewöhnlich."

An 40 verschiedenen Tatorten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und in Österreich wurden DNA-Spuren des vermeintlichen Phantoms gefunden. Der GdP-Sprecher sieht trotz der möglichen Panne bei den Ermittlungen die DNA-Technik nicht infrage gestellt. In vielen Fällen werde ein Täter nicht ausschließlich anhand eines genetischen Fingerabdrucks überführt.

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