Zu wenig Kindergartenplätze:"Wir bauen, wo es geht"

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Auch in diesem Jahr können nur 78 Prozent aller Drei- bis Fünfjährigen in einem Münchner Kindergarten betreut werden.

Anja Burkel

Im neuen Kindergartenjahr gibt es knapp 500 zusätzliche Plätze in München - trotzdem können nur 78 Prozent aller Drei- bis Fünfjährigen betreut werden. Etwas mehr als die Hälfte dieser 30.353 Kinder werden städtische Einrichtungen aufnehmen, den Rest freigemeinnützige Träger. "Wir hoffen, dass wir in Bälde jedem Kind einen Platz anbieten können", sagte Schulreferentin Elisabeth Weiß-Söllner diese Woche.

(Foto: Foto: dpa)

Das muss sie jedes Jahr sagen; Grund für den Mangel sei nach wie vor die Platznot in bestimmten Stadtteilen. Zwar baue man "wie die Weltmeister", doch in Altbauvierteln sei es dafür oft zu eng - zumal Kindergärten eine eigene Grünfläche aufweisen müssen.

Für den Zeitraum 2005 bis 2009 sind Kindergarten-Bauten für 180 Millionen Euro eingeplant. "Wir bauen überall, wo Platz ist", sagte Elisabeth Weiß-Söllner. Unter anderem wurden Wohnungen und eine Autowerkstatt zu Kindergärten umgebaut.

Jeder Kindergarten hat ein Konzept

Pro Jahr gibt die Stadt 144 Millionen Euro für die Kinderbetreuung aus, das meiste davon für Personal. Pädagogisch verstehen die Münchner Kindergärten sich zunehmend als Stätten spielerischer Bildung.

Mittlerweile hat jede Einrichtung ein Konzept, dessen Schwerpunkt auf Sprache, Umwelterfahrung, Multimedia oder zum Beispiel Naturwissenschaften liegen kann. Das Kinder- und Jugendmuseum verleiht regelmäßig sein "Mathemobil" und "Chemiekistl" an Kindergartenprojekte. Mit den Inhalten - Reagenzgläser, bunte Flüssigkeiten oder eine Wanne voller Linsen - sollen Kinder ein Gefühl für Naturwissenschaften bekommen.

Kindertagesstätten mit hohem Ausländeranteil wählen oft einen sprachlichen oder interkulturellen Schwerpunkt. Sie hören Geschichten aus zweisprachigen Bilderbüchern oder spielen mit Handpuppen, die Menschen aus aller Welt darstellen. Einige Kindergärten besuchen Museen, andere sind mit dem Bund Naturschutz im Wald unterwegs.

Letzteres ist für Stadtkinder offenbar besonders wichtig. Für erschreckend viele sei der Besuch im Wald eine neue Erfahrung, sagte Eleonore Hartl-Grötsch, Leiterin der Abteilung Kindergärten im Schulreferat. "Viele wissen nicht, dass man im Wald nicht herumschreit, damit man die Tiere nicht erschreckt. Andere stolpern auf dem unebenen Erdboden."

Kritik an Einrichtungen, aber auch an Eltern

In einer aktuellen Elternbefragung gaben 85 Prozent der Erziehungsberechtigten an, mit dem Betreuungsangebot der Stadt zufrieden zu sein. Kritik gab es dagegen zum Beispiel an der Praxis der Platzvergabe. "Wir können nicht sofort zusagen", erklärte Elisabeth Weiß-Söllner. Zum einen liege das am Platzmangel, zum anderen aber auch daran, dass man sich von Eltern persönliches Aufscheinen wünsche.

"Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder einfach nur online anmelden." In der Umfrage bemängelten Eltern aber auch die Enge in den Kindergärten sowie die schlechte Ausstattung der Sanitärräume - zum Beispiel das Fehlen von Wickeltischen.

Das Raumproblem stellt sich auch bei den Hort- und Tagesheimplätzen. Zwar gibt es hier 12.348 und damit ebenfalls rund 500 neue Plätze; der Versorgungsgrad steigt aber nur minimal von 31,2 Prozent im Vorjahr auf 32 Prozent.

EINSCHREIBUNG Eltern können ihre Kinder bereits ab Oktober für das Kindergartenjahr 2006/2007 anmelden. Die Einschreibung findet, nach telefonischer Ankündigung bei der gewünschten Betreuungsstätte, jeden Dienstag mit Ausnahme der Ferien von 16 bis 18 Uhr statt. Letzter Termin ist der erste Dienstag im März. Eine Übersicht aller Einrichtungen gibt es von Mitte Oktober an in der Stadtinformation, in den Stadtteilbibliotheken und den Sozialämtern. Eine Infobroschüre ist dann auch unter www.musin.de/kita/einrichtungen zu finden.

© SZ vom 10.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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