Zigarettenschmuggel:Tabak statt Asia-Nudel-Snack

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Bei einer Razzia in München hat der Zoll eine international agierende Schmugglerbande ausgehoben. Die rund 30 Millionen sichergestellten Glimmstengel waren unter anderem als Lebensmittel, wie etwa Nudeln, getarnt.

Bei einer Razzia gegen die Zigarettenmafia haben Ermittler in München eine international agierende Schmugglerbande zerschlagen.

Nach dem aufgedeckten Schmuggel stapeln sich nun beim Zoll rund 30 Millionen Zigaretten. (Foto: Foto: dpa)

Es wurden 30 Millionen Zigaretten sichergestellt und acht mutmaßliche Täter festgenommen. Gegen sieben von ihnen seien mittlerweile Haftbefehle ergangen, teilte das Zollfahndungsamt München am Freitag mit.

Es handle sich um eines der größten Verfahren in Bayern im Bereich des Zigarettenschmuggels, sagte ein Sprecher. "Der Fall hat auch bundesweit Bedeutung."

Die Ermittler gehen von insgesamt fast 90 Millionen geschmuggelten Zigaretten binnen eines Jahres aus, der Steuerschaden belaufe sich nach Schätzungen auf 22 Millionen Euro.

Großangelegte Razzia

Bei der Aktion waren bereits am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche 15 Objekte im Großraum München durchsucht worden. Die größtenteils gefälschten Markenzigaretten seien mit Seecontainern überwiegend aus China in die EU geschmuggelt worden.

Den Zigarettenschmuggel hatte die Bande nach Zollangaben wie ein gewöhnliches Import-Export-Geschäft aufgezogen und dafür eigens Lagerhäuser in Süddeutschland angemietet.

Die Glimmstängel seien dabei unter Tarnladungen, etwa asiatischen Lebensmitteln, versteckt gewesen. Die Ware wurde zunächst in Hallen bei Allershausen (Landkreis Freising) und im Münchner Umland zwischengelagert, um sie nach Großbritannien weiterzutransportieren.

Für Großbritannien bestimmt

Dort sei die Gewinnspanne besonders hoch, weil Zigaretten in Großbritannien sehr teuer sind, erläuterte der Sprecher. Bereits im März seien 5,5 Millionen Zigaretten auf dem Weg dorthin sichergestellt worden.

Vergangene Woche wurden in Abstimmung mit dem Zollfahndungsamt Hamburg zwei weitere Container mit 10 Millionen Zigaretten in Bremerhaven sichergestellt.

Als die Schmuggler versuchten, sich ins Ausland abzusetzen, klickten die Handschellen. Sechs Männer und zwei Frauen wurden festgenommen, gegen sieben erging auf Antrag der Staatsanwaltschaft Landshut Haftbefehl.

Vorwiegend handle es sich um türkische Staatsangehörige. Unter den Beschuldigten sei auch ein Großhandelskaufmann aus München, der seine weltweiten Kontakte genutzt habe.

Täter auf kaltem Fuß erwischt

Die letzte Ladung von neun Millionen Zigaretten sei am Donnerstag in Bremerhaven beschlagnahmt worden. Offenbar sei es den Tätern nicht mehr gelungen, den Transport umzuleiten, hieß es.

Die als Nudeln deklarierten Zigaretten wurden mit Hilfe einer speziellen Röntgenanlage entdeckt, die der Zoll am Freitag der Öffentlichkeit vorstellte. Seit rund einem Jahr werden mit dem Gerät ganze Container durchleuchtet. Bei rund 17.000 Kontrollen seien - die jüngste Entdeckung noch nicht einbezogen - bereits 20 Millionen Zigaretten gefunden worden, hieß es.

Die Anlage wird den Angaben zufolge auch im Auftrag einer amerikanischen Spezialeinheit eingesetzt, die auf dem Bremerhavener Containerterminal die Frachtpapiere aller für die USA bestimmten Ladungen kontrolliert.

US-Beamte suchen dabei Hinweise auf Massenvernichtungswaffen für einen möglichen Terroranschlag in den USA. Bislang seien rund 500 Container durchleuchtet worden, ohne dass jedoch etwas gefunden wurde.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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