Zeugen gesucht:Ein Toter an der Landstraße

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Am Samstagabend ist der Münchner Osman Saracuz noch in Giesing gesehen worden, wenig später lag er am Straßenrand in der Nähe von Wasserburg. Die Kripo steht vor einem Rätsel.

Susi Wimmer

Am Samstagabend sah man Osman Saracuz noch durch Giesing marschieren, vor dem Lokal Sanzatu unterhielt er sich mit Bekannten, gut eine Stunde später lag der auffallend kleine 52-jährige Münchner mit einem Kopfschuss halb tot am Straßenrand in der Nähe von Wasserburg.

Der Fabrikarbeiter erlag wenige Stunden später in einem Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen. Die Kripo steht vor einem Rätsel.

"Natürlich haben wir auch daran gedacht, ob die Tat in die so genannte Döner-Mordserie passt", sagt Franz Sommerauer, Pressesprecher am Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Aber momentan deute rein gar nichts drauf hin, dass Osman Saracuz von dem unbekannten Täter erschossen wurde, der innerhalb der letzten Jahre Kleingewerbetreibende - acht Türken und einen Griechen - mit ein- und derselben Waffe getötet hat.

Osman Saracuz war als Leiharbeiter im Produktionsbereich bei BMW beschäftigt. Vor einem Jahr wandte er sich an Stadtrat Yasar Fincan, ob ihm dieser bei der Vermittlung eines neuen Jobs helfen könnte.

Man kannte sich von politischen Veranstaltungen, zumal Saracuz im Vorstand des "Türkischen Volksvereins" aktiv war. "Ich konnte ihm damals nicht helfen", sagt Fincan. Ein Umstand, den Saracuz nicht verstehen wollte, "er hatte eine aufbrausende Art", meint Fincan.

Jetzt versucht die Kripo, die letzten Stunden des gebürtigen Türken zu rekonstruieren. Osman Saracuz wohnte in Giesing. Letzten Samstagabend sahen ihn Zeugen vor dem Sanzat an der St.-Bonifatius-Straße, einem türkischen Bridgelokal.

Wie die Bekannten später zu Protokoll gaben, war es genau 23 Uhr. Zeugen wollen Saracuz wenig später am Rosenheimer Platz gesehen haben, "aber diese Aussage ist nicht ganz gesichert", sagt Franz Sommerauer.

Kurz vor Mitternacht jedenfalls muss Osman Saracuz in das Fahrzeug seines Mörders gestiegen sein. Die Kripo ermittelte, dass keines der Autos, auf die der 52-Jährige Zugriff hatte, benutzt wurde.

Zwischen München und dem kleinen Ort Edling bei Wasserburg muss der Täter dem Arbeiter eine Kugel in den Kopf geschossen haben. Anschließend zog er den Schwerstverletzten zwei Kilometer vor Edling aus dem Fahrzeug und legte ihn am Straßenrand ab.

So, dass ihn vorbeikommende Autofahrer sehen konnten. "Der Fundort scheint nicht der Tatort zu sein", sagt Sommerauer. Eine Tatwaffe habe man bislang nicht entdeckt.

"Ideal wäre natürlich, wenn jemand das Opfer am Samstagabend in Begleitung einer anderen Person in ein Fahrzeug hätte steigen sehen", meint Sommerauer. Ansonsten fragt die Kripo: Wer kennt Saracuz und sein Umfeld?

Interessant ist für die Ermittler auch ein Fahrzeug, bei dem die Scheibe beschädigt ist. Auch verdächtige Wahrnehmungen auf der Fahrstrecke (Wasserburger Landstraße oder Autobahn A94) sind für die Kripo (Telefon 08031/2000) relevant. Für Hinweise hat das Landeskriminalamt 5000 Euro Belohnung ausgesetzt.

© SZ vom 17.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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