Zahlungsunfähigkeit:Im Imax bleibt die Leinwand dunkel

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Wegen der Insolvenz der Betreiber muss das Forum am Deutschen Museum in wenigen Wochen schließen. Die 24 festangestellten Mitarbeiter und mehr als 80 Aushilfen sind bereits gekündigt.

Von Martin Hammer

Die Bilanz des ehemaligen Forums der Technik auf der Museumsinsel sieht nach einem schriftlichen Bericht des Insolvenzverwalters, der der SZ vorliegt, düster aus. In nur drei Jahren habe die Betriebsgesellschaft Schulden von 4,8 Millionen Euro angehäuft - und das bei einem Umsatz von weniger als vier Millionen Euro im vergangenen Jahr. Allein 2004 sollen bis zur Beantragung der Insolvenz Ende September 1,4 Millionen Euro Verlust angefallen sein.

Dass die Insolvenz rechtzeitig angemeldet wurde, wird in Gläubigerkreisen bezweifelt. Ob es zu einer Insolvenzverschleppung kam, werde derzeit geprüft, bestätigt die Staatsanwaltschaft München. Ein entsprechendes Gutachten soll in einigen Wochen vorliegen.

"Dem blicke ich gelassen entgegen", sagt die Geschäftsführerin der Betriebsgesellschaft. Die Insolvenz sei rechtzeitig beantragt worden. Auch die wirtschaftliche Entwicklung beurteilt Kusche, die seit Juni 2003 den Betrieb leitet, anders: "Unsere neuen Konzepte waren erfolgreich."

Man habe 2004 sowohl das Ergebnis als auch den Umsatz steigern können. Das Forum hätte aber noch ein weiteres Jahr Zeit gebraucht, um den Betrieb rentabel zu machen. "Schnelle Erfolge sind in so einem Haus nicht möglich."

Dem Kongressgebäude am Deutschen Museum fehle seit langem eine klare Positionierung. Ein Vertreter der Familie Brochier, der sowohl das Gebäude als auch die Betriebsgesellschaft gehört, war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Kein Vertrauen mehr in die Zahlungsmoral

Nach Eingang des Insolvenzantrags im September 2004 wurde der Betrieb vom Insolvenzverwalter zunächst weitergeführt - laut dem Bericht für eine Gläubigerversammlung Ende Januar jedoch mit Schwierigkeiten. Wegen der hohen Außenstände sei bei den Lieferanten "keinerlei Vertrauen mehr in die Zahlungsmoral" vorhanden gewesen, heißt es dort.

Außerdem sei der Bereich Controlling und Finanzbuchhaltung verwaist gewesen, da zuständige Mitarbeiter gekündigt hatten oder im Urlaub waren. Deshalb habe es Buchungsrückstände von rund sechs Wochen gegeben.

Nach dem Auslaufen des dreimonatigen Insolvenzgeldes sei nun eine " Stilllegung des Betriebs zur Vermeidung weiterer operativer Verluste unumgänglich", heißt es in dem Bericht. Denn die Auslastung des Forums und seiner Attraktionen sei mit 20 bis 21 Prozent für einen rentablen Betrieb zu gering.

Probleme gebe es dabei in allen Bereichen, sogar beim einstigen Aushängeschild und wichtigsten Umsatzbringer Imax. Das Großkino habe 2003 noch mehr als die Hälfte zum Umsatz des Forums beigetragen. Doch auch hier seien die Zahlen drastisch zurückgegangen. Mit einer Auslastung von 25 Prozent liegt das Imax zwar noch über dem Durchschnitt des Forums, doch die Umsätze reichten nicht aus, um kostendeckend zu arbeiten.

Veraltete Technik

Bei den beiden anderen Kinos im Haus haben Programmänderungen zwar zu steigenden Umsätzen geführt, doch auch dieser Bereich könne nicht rentabel betrieben werden. Die Technik des Planetariums ist nach Ansicht des Insolvenzverwalters teilweise so veraltet, dass keine Ersatzteile mehr lieferbar sind.

Der Plan, die Räume des Forums durch Events und Veranstaltungen mit Leben zu füllen, wird durch die strikten Nutzungsbestimmungen des Deutschen Museums erschwert. Erlaubt sind nur Veranstaltungen im kulturellen und naturwissenschaftlichen Bereich.

Diese Nutzungsbeschränkung macht auch die Suche nach einer Auffanglösung für die Betriebsgesellschaft schwierig. Bisher sind nach Angaben des Insolvenzverwalters alle Bemühungen, einen neuen Investor zu finden, gescheitert.

Zwar gibt es Interessenten, die den Betrieb zumindest teilweise fortsetzen wollen, allerdings habe es hier keine Einigung mit dem Besitzer der Immobilie, der Familie Brochier, gegeben. Da die Insolvenz nur die Betriebsgesellschaft betrifft, kann der Insolvenzverwalter über die Räumlichkeiten nicht verfügen.

Die Familie Brochier, die Besitzer der Immobilie und Gesellschafter der Betriebsgesellschaft ist, hatte nach mehreren Verhandlungen Ende 2004 erklärt, ebenfalls kein Interesse an einer Auffanglösung zu haben. Deshalb soll der Insolvenzfall nun abgewickelt werden, danach liegt die Zukunft des Forums wieder in den Händen der Brochiers.

© SZ vom 4.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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